Diskussion in der Bezirksvertretung Hitzige Diskussion um einen Chor

Garath · Die Bezirksvertretung hat die Bitte der Südsinger, sie in der Corona-Krise mit 800 Euro zu unterstützen, abgelehnt. Die Lokalpolitiker wollten keinen Präzedenzfall schaffen. Um die Entscheidung gab es eine hitzige Diskussion.

 Vor der Pandemie haben sich die Südsinger regelmäßig in der Freizeitstätte Garath getroffen.

Vor der Pandemie haben sich die Südsinger regelmäßig in der Freizeitstätte Garath getroffen.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

(dsch) Bedenkt man, wie viele Millionen Euro gerade im Stadtteil Garath investiert werden, sind 800 Euro nicht sehr viel Geld. Dennoch entzündete sich in der Mai-Sitzung der Bezirksvertretung 10 an einem Antrag auf Fördermittel in dieser Höhe eine hitzige Debatte, die ausschlaggebend für künftige Entscheidungen des Gremiums sein könnte.

Um den Zuschuss gebeten hatten die Düsseldorfer Südsinger. Die Musikfreunde aus dem Stadtteil hatten sich vor der Corona-Pandemie regelmäßig getroffen, um unter der Leitung von Stefan Oechsle zu singen. Mit ihm besteht bereits seit Jahren ein Vertrag. Auch in Zeiten der Pandemie arbeitet Oechsle weiter, organisiert wöchentlich ein Singen über einen Videochat sowie ein Youtube-Video mit Anleitungen für die Südsinger, damit die Senioren auch allein und außerhalb der gewohnten Treffen musikalisch aktiv sein können. „Er leistet wirklich tolle Arbeit, die wichtig für die älteren Menschen im Viertel ist“, sagt Käthe Treudt. Sie ist gemeinsam mit Inge Schmerbeck eine der Initiatorinnen der Südsinger. Die Gruppe ist jedoch kein eingetragener Verein. Es gibt keine festen Mitgliedsbeiträge, von denen der Chorleiter bezahlt werden kann. Wer beim Singen dabei ist, legt einen Euro in die gemeinsame Kasse. Davon wird der Chorleiter bezahlt. „Aber ohne die Treffen fallen natürlich auch diese Beiträge weg“, sagt Treudt. Im Bemühen, Stefan Oechsle weiterhin bezahlen zu können, haben sich die Südsinger an die BV 10 gewandt. Die Meinung war geteilt, ob der Bitte des Chores stattgegeben werden sollte. In den Reihen der SPD und der Grünen wurde die wichtige Seniorenarbeit des Chores betont. „Es ist eine tolle Gruppe, die tolle Dinge erreicht – gerade in der jetzigen Situation“, sagt SPD-Bezirksvertreterin Christiane Sieghart-Edel. Auch Cordula Klahn von den Grünen sprach sich aus, den Chor finanziell zu unterstützen – auch weil einige Mitglieder finanziell schwächer gestellt seien und auf diese Weise am gesellschaftlichen Geschehen teilhaben können.

Gegenstimmen kamen vor allem aus dem Lager der CDU. Deren Vertreter Jörg Dietrich warnte, eine Ungleichbehandlung der Vereine zu schaffen. „Die Mitglieder sollen selbst das Geld organisieren, um ihr Angebot aufrecht zu erhalten“, so Dietrich. Sein Parteifreund Tim Oelbracht warnte, dass ein Präzedenzfall geschaffen werde, wenn man den Südsingern das Geld zubillige. „Die Summe von 800 Euro wäre für uns zwar zu stemmen. Aber viele Vereine geraten im Augenblick wegen Corona in Schieflage – und es kämen mehr Anträge, was den Steuerzahler tausende von Euro kosten würde“, so Oelbracht.

Die Befürworter der Unterstützung schlugen vor, zumindest die Hälfte des erbetenen Betrags beizusteuern, um den Südsingern unter die Arme zu greifen. Doch auch dafür fand sich im Stadtteilparlament keine Mehrheit. Mit sechs Gegenstimmen, fünf Ja-Stimmen und fünf Enthaltungen wurde der Antrag schlussendlich abgelehnt.

Keine gute Nachricht für Käthe Treudt und ihr Team von den Südsingern, die sich nun etwas einfallen lassen müssen, um ihre Chorarbeit weiter aufrechterhalten zu können. Die Initiatorin plant unter anderem, sich an den Förderkreis der Freizeitstätte Garath zu wenden. Dort hat sich der Chor vor Corona regelmäßig getroffen. Außerdem hat Stefan Oechsle einige CDs mit Musik des Chores aufgenommen, die nun an die Mitglieder verkauft wurden.

Von der Möglichkeit, die Gruppe wegen dieses Rückschlags aufzulösen, spricht Treudt nicht. „Es ist wichtig, dass die Südsinger weiter bestehen. Die gemeinsame Musik und die Gemeinschaft füllen – sogar jetzt in der Pandemie – eine Lücke, die häufig im Leben alleinstehender Senioren entsteht“, sagt Treudt.

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