Interview Bürgermeister Sievers: „Wir brauchen junge Familien in Garath“

Düsseldorf · Im Stadtbezirk 10 braucht es vor allem in Garath mehr Bewohner – und mehr Infrastruktur. Ein Gespräch mit Bezirksbürgermeister Uwe Sievers über das, was in diesem Jahr im Bezirk wichtig wird.

 Uwe Sievers ist der Bezirksbürgermeister im Bezirk 10.

Uwe Sievers ist der Bezirksbürgermeister im Bezirk 10.

Foto: Lepke, Sergej (SL)

Der Stadtteil Garath dominiert die Themen im Bezirk 10: Hier sollen neue Wohnungen entstehen, damit der Stadtteil wieder wächst. Ziel ist es, junge Familien nach Garath zu holen, damit die Kaufkraft zunimmt und sich weitere Einzelhändler im Düsseldorfer Süden ansiedeln. Wir sprachen mit dem Bezirksbürgermeister Uwe Sievers über die Themen dieses Jahres.

Herr Sievers, es heißt, der Stadtteil Garath soll wachsen. Was wird 2019 in Bezug auf das Thema passieren?

Uwe Sievers: Der Stadtteil war ja ursprünglich für 30 000 Menschen angelegt, zurzeit leben hier noch etwa 18 000 Einwohner. Das bringt viele Schwierigkeiten mit sich, die wir in diesem Jahr angehen müssen. Zum einen ist die Bevölkerung älter geworden und die Kaufkraft ist aufgrund der niedrigen Einwohnerzahl geringer geworden. Deshalb können sich auch keine Geschäfte halten. Wir brauchen junge Familien, die hier hinziehen, die auch die Kaufkraft stärken. Eine andere Problematik ist, dass wir wenig Freiflächen haben. Dort, wo es welche gibt, gibt es Widerstand, weil der freie Ausblick verbaut werden könnte. Bestehende Luftschneisen sorgen auch für gute Luft. Wenn die Freiflächen bebaut werden, besteht die Befürchtung, dass sich die Luftqualität in Garath verschlechtert.

Wenn der Stadtteil für 30 000 Menschen angelegt war, stehen dann keine Wohnungen leer, die genutzt werden könnten?

Sievers: In Garath gibt es kaum freie Wohnungen. Vor 40 bis 50 Jahren sind sehr viele Familien mit kleinen Kindern nach Garath gezogen und deshalb war damals die Bewohnerzahl deutlich größer. Die Kinder sind mittlerweile ausgezogen, aber die „Alten“ wohnen weiterhin in den großen Wohnungen. Die Menschen sind zufrieden damit, denn sie zahlen relativ günstige Mieten. Da wir wenige Fluktuation haben, besteht auch für die Wohnungsbaugesellschaften wenig Handlungsdruck, an der bestehenden Situation etwas zu ändern. Die einzige Chance mehr Platz zu gewinnen, ist, etwas Neues zu bauen. Deshalb müssen wir schauen, wo es Freiflächen gibt und wo niemand etwas dagegen hat, dass gebaut wird. Eine Überlegung ist, kleinere Wohnungen für Ehepaare oder Alleinstehende zu bauen, damit die großen Wohnungen für Familien frei werden.

Das Stadtteilbüro Garath 2.0 ist Anfang Dezember eröffnet worden. Haben sich durch diese Stelle bereits sich Themen herauskristallisiert?

Sievers: Allerdings Themen, die so nicht gewollt waren. Frau De Roode, die Quartiersmanagerin, bekommt sehr viele Besucher, aber die meisten beschäftigt das Thema Sauberkeit. Das ist aber nicht ein Thema, das die Quartiersmanagerin betrifft. Mit diesen Themen müssen sich die Menschen an Herrn Sand, den Bezirksverwaltungsstellenleiter, oder an mich wenden. Wir versuchen dann, etwas daran zu ändern. Die Quartiermanagerin ist zum Beispiel dafür da, um Gespräche mit den Wohnungsbaugesellschaften zu führen, um in diesem Bereich etwas zu bewegen.

In Garath gibt es Bereiche, die laut der Sozialräumlichen Gliederung als Sozialraum mit sehr hohem sozialen Handlungsbedarf gelten. Was ist hier geplant?

Sievers: Wir müssen leider sehen, dass da Luft nach oben ist. Wir haben hier in Garath die Förderschule und da gehen viele Kinder hin, die aus meiner Sicht und nach Ansicht von Peter Zerfaß, dem Rektor der Alfred-Herrhausen-Schule, gar nicht dahin gehen müssen. Die Kinder kommen aber häufig aus sogenannten bildungsfernen Familien, die keinen großen Drang haben, ihre Kinder auf die Schule zu schicken. Die Kinder erfahren teilweise überhaupt keine Unterstützung. Die Eltern kümmern sich nicht um sie, die Kinder verlassen ohne Frühstück das Haus und gehen alleine in die Schule. Meine Überzeugung ist, dass diese Kinder gefördert werden müssten. Dafür haben wir einen Arbeitskreis gebildet, in dem wir zusammen mit dem SKFM, dem Sozialverbund Katholischer Frauen und Männer, versuchen, die Probleme anzugehen. Wir versuchen auch, das Umfeld der Häuser der städtischen Wohnungsbaugesellschaft zu verbessern. Das ist das, was wir machen, aber ich muss auch selbstkritisch sagen, nicht mit dem Erfolg, den ich mir erhofft habe.

In Garath wird immer wieder die fehlende Nahversorgung in den Nebenzentren beklagt. Wird sich an der Situation 2019 etwas ändern?

Sievers: Die Politik hat keine Möglichkeiten, selbst Läden zu schaffen. Wir haben aber auch nicht genügend Verkaufsflächen und Parkplätze für Einzelhandelsketten. Was wir tun können, ist, Infrastruktur in Form von Parkplätzen und ein sauberes Umfeld zu schaffen. Aber mehr können wir nicht tun. Im Bereich Süd-West konnte sich immerhin – trotz widriger Umstände – ein Markt etablieren.

Welche Themen beschäftigen Sie noch im Bezirk 10?

Sievers: Im Laufe des Jahres soll das neue Seniorenzentrum der Caritas fertig gestellt werden. Das Altenzentrum St. Hildegard neben der Matthäuskirche im Süd-Westen von Garath war nicht mehr zeitgemäß, so dass ein Neubau errichtet werden musste. Außerdem entsteht im Süd-Osten von Garath das neue Verwaltungsgebäude des SOS-Kinderdorfzentrums. Dort wird auch eine Kita eingerichtet und es wird Betreuungsmöglichkeiten für Schulkinder geben. Zudem soll es einen kleinen Nahversorger geben. So wie die Pläne aussehen, wird das Haus dreieckig spitz zulaufen, so wie das Bügeleisenhaus in New York – das wird ein Highlight für Garath werden. Dabei freut uns vor allem, dass die Verwaltung des SOS-Kinderdorfzentrums hier baut. Das bedeutet ja auch, dass sie länger bleiben wollen

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