Bürgeranhörung: Aufstand gegen Victoriabau

Turbulente Sitzung: Der 180 Meter lange Riegel ruft über 500 Bürger auf den Plan.

Düsseldorf. So eine turbulente Bürgeranhörung dürfte Planungsamtsleiter Richard Erben noch nie erlebt haben: In der gestrigen Diskussionsrunde mit 500 großenteils aufgebrachten Zuhörern ging es um die Büro-Erweiterung der Victoria-Versicherung zwischen Fischerstraße, Golzheimer Friedhof und Künstleratelierhaus. Die ersten 30 Minuten erinnerten an Studentenproteste der späten 1960er Jahre.

Die Sprecher aus der Verwaltung und von Ergo/Victoria wurden angebrüllt, belacht, beklatscht und mit einem Pfeifkonzert bedacht. Willi Schulte-Firnenburg (Bezirksvertreter, Linke Liste) und Anlieger Jürgen Wirtz versuchten, die Diskussionsrunde mit sachlich argumentierenden Bürgern zu sprengen. Kurzentschlossen kassierte ein Mitarbeiter des Planungsamts zunächst einmal das Mikrophon.

Erben sprach von einem "20 Meter großen Abstand zum Atelierhaus" und meinte, die Gebäude würden "nicht in den Friedhof eingreifen". Man sei sich der "Schutzbedürftigkeit von Friedhof und Atelierhaus" durchaus bewusst.

Dennoch hagelte es Proteste. Künstler Alexander Danov erklärte, die Pläne seien "ohne Ästhetik und ohne Moral". Philipp von Oppeln befürchtete Beeinträchtigungen der Bewohner an der Fischerstraße durch den reflektierenden Schall der Glasfassaden. Die pensionierte Kustodin von Schloss Benrath, Inge Zacher, rief in die Menge, der auf dem Friedhof begrabene Gartendirektor Maximilian Friedrich Weyhe werde sich "im Grabe umdrehen, wenn er von den Plänen wüsste."

In einem überall ausgelegten Protestschreiben hieß es, der Bau des Versicherungs-Komplexes sei eine "erneute Verschleuderung von Kulturgut unserer Stadt und eine Missachtung des kreativen Geistes." Die Unterschriften dazu stammten von Gabriele Henkel, Markus Lüpertz, Jörg Immendorff, Museumsleuten und Galeristen.

Gebäuderiegel: Er wird sieben oder acht Geschosse haben und maximal 28 Meter hoch sein. Damit hätte er die Höhe der schon bestehenden Konzernbauten an der Fischerstraße.

Tiefgarage: Sie erhält drei Untergeschosse und 320 Parkplätze mit Zu- und Abfahrt an der Zufahrt Fischerstraße.

Rechenzentrum: Es entsteht ebenfalls unterirdisch.

Mitarbeiter: 850 Menschen sollen dort Arbeit finden.

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