Stadtteile : Ein neues Buch erzählt vom linksrheinischen Düsseldorf
Düsseldorf Klaus Bahners hat mit „Heerdter Erinnerungsorte“ ein Buch über Rituale und verschwundene Orte geschrieben. Auch über die Linde vor dem Bürgermeisteramt.
Im Kulturhafen Heerdt, einer Stiftung von Andreas Bahners und seiner Frau, drängelten sich die Zuhörer, denn der Redner Klaus Bahners ist ein Urgestein, wie alle Bahners. Und sein neues Buch über die „Erinnerungsorte“ liegt ihm am Herzen. Denn er möchte, dass das Produkt nicht nur bei Gossens an der Luegallee gekauft, sondern auch gelesen und bedacht wird.
Die Bahners sind seit über hundert Jahren aus Heerdt nicht wegzudenken. Michael Bahners saß im Gemeinderat Heerdt, als der heutige Stadtteil noch selbstständig war. Dessen Sohn Benedikt Bahners gehörte nach der Eingemeindung von Heerdt dem Düsseldorfer Stadtrat von 1910 bis zur Novemberrevolution an. Der nächste Bahners, abermals mit Vornamen Michael, war Schützenchef mit Unterbrechungen von 1937 bis 1973. Sein Sohn Klaus Bahners, der Buchautor, saß lange Zeit im Vorstand des Bürgervereins Heerdt und war stellvertretender Schuldirektor im Ursulinen-Gymnasium. Dessen Sohn Andres Bahners ist aktueller Schützenchef, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes St. Antonius und Benediktus sowie Vorsitzender des Fördervereins der katholischen Grundschule in Heerdt. Und Klaus Bahners Neffe Carsten Bahners ist neuer Vorsitzender des Bürgervereins Heerdt.
Kirchenvorsteher Reinarz berichtet von Regeln im Dorf
Diese Großfamilie Bahners hat unendlich viele Erinnerungsorte in Heerdt. Klaus Bahners machte daraus ein Buch mit 150 Seiten. Den Einstieg nimmt er bei einem Lindenbaum. Auslöser ist ein Aufsatz von 1873 über ein „Weistum“. Das ist eine Satzung mit zehn Regeln zur Viehhaltung und Weidenutzung, die vor 300 Jahren vom 1760 verstorbenen Kirchenvorsteher Wilhelm Reinarz aufgesetzt wurde. In dem Aufsatz erinnert Reinarz an besagte Linde, die 1833 vor dem Bürgermeisteramt gestanden haben soll. Wie wichtig dieser Baum war, geht aus einer Bemerkung hervor, dass bei einem Problem im Dorf ein Hirte die Einwohner dorthin zusammentrommeln musste. Wer nicht erschien, wurde bestraft.
Für Klaus Bahners gibt es viele Erinnerungsorte in Heerdt, die längst verschwunden sind. Da ist etwa das Heerdter Loch, die Stelle des Rheindurchbruchs bei Hochwasser im heutigen Heerdter Rheinpark, neben dem Heerdter Krankenhaus. Dort trat der Rhein mehrmals über die Ufer und lagerte Kies ab, so dass es in den 1950er Jahren sogar ein Baggerloch dort gab, wie heute noch am Albertussee.
Ein Erinnerungsort kann ein abgerissenes, geschichtsträchtiges Gebäude wie das ehemalige Heerdter Rathaus oder ein verwandeltes Denkmal wie der Heerdter Bunker sein, der sich heute mit einer silbern funkelnden Fassade präsentiert, nachdem Andreas Bahners ihn in ein „Papillon“ verwandelt hat. Und der Bunker am Handweiser ist schon heute ein Erinnerungsort nicht nur an den Krieg, sondern auch an den Frieden.