Düsseldorf Brandstiftung? Polizei führt sechs Flüchtlingsheim-Bewohner ab

Düsseldorf. Das Feuer im Flüchtlingsheim an der Messe Düsseldorf ist gelöscht: Rund 70 Feuerwehrleute brauchten anderthalb Stunden, bis die Gefahr gebannt war. Vorläufige Bilanz: 28 verletzte Flüchtlinge, 2 verletzte Retter, 282 obdachlose Männer und sechs Verdächtigte.

Ein Mann wird am Brandort in Handschellen abgeführt.

Ein Mann wird am Brandort in Handschellen abgeführt.

Foto: David Young

Das Dach der Halle droht einzustürzen:„Teile der Deckenkonstruktion müssen entfernt werden“, erklärt Feuerwehrsprecher Tobias Schülpen. Vorher können auch die Brandermittler der Kripo nicht in die Halle.

Die ehemalige Messehalle ist komplett zerstört, die Männer kommen nun anderswo unter.

Die ehemalige Messehalle ist komplett zerstört, die Männer kommen nun anderswo unter.

Foto: David Young

Die Brandursache steht denn auch noch nicht offiziell fest, Brandstiftung scheint aber wahrscheinlich. Für einen technischen Defekt habe sich das Feuer nach WZ-Informationen zu schnell ausgebreitet. Die Polizei verweist auf eine spätere Erklärung.

Feuer in Düsseldorfer Flüchtlingsheim
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Feuer in Düsseldorfer Flüchtlingsheim

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Die Feuerwehr wurde am Dienstag kurz nach 12.30 Uhr alarmiert. Ein erster Feuerwehrtrupp war kurz nach der Alarmierung vor Ort, da kurz vorher ein kleiner Brand auf der Drupa, der weltgrößten Messe für Druckerzeugnisse, gelöscht werden mussten.

Rund 130 der 282 Bewohner waren noch in dem Flüchtlingsheim, als das Feuer ausbrach. Bei der Flucht aus dem Gebäude, bei dem nur wenige Menschen ihr Hab und Gut mitnehmen konnten, haben sich mindestens 28 Bewohner verletzt, die meist wegen Rauchgasvergiftungen von den Einsatzkräften versorgt werden müssen.

In der großen Hitze kollabierte auch ein Feuerwehrmann während des Löscheinsatzes, ein DRK-Sanitäter hat sich eine Rauchvergiftung zugezogen. Insgesamt waren rund 70 Feuerwehrmänner im Einsatz.

Der Großbrand am Dienstag war nicht der erste Feuerwehreinsatz in der ehemaligen Lagerhalle der Messe. Die Männer berichten von mehreren kleinen Bränden, sie waren während des Brandes sehr erbost und vermuteten abermals Brandstiftung. Auch Feuerwehr und Polizei bestätigten, dass es zu diesen Bränden kam, meistens standen Papierkörbe oder Matratzen in Flammen. Am Dienstagnachmittag schloss die Polizei einen Anschlag nicht ganz aus.

Die Polizei vernimmt derweil sechs verdächtige Männer, die selbst in der Unterkunft lebten. „Wir haben sechs Personen in Gewahrsam genommen, bei denen wir prüfen, ob sie in einem Zusammenhang mit dem Brandgeschehen stehen“, sagt Polizeisprecher Markus Niesczery. Es hatte offenbar konkrete Hinweise anderer Flüchtlinge gegeben. Auch weitere Zeugen werden vernommen. Laut Niesczery könne ausgeschlossen werden, dass der Brand von außen — also etwa durch einen politisch motivierten Anschlag — ausgelöst wurde.

Die Drupa musste während der Löscharbeiten nicht unterbrochen werden. Eine WZ-Reporterin berichtete von einer „absurden Situation“: Der Großteil der Drupa-Besucher in der Düsseldorfer Messe hätten nichts von dem Feuer in der ehemaligen Lagerhalle der Messe mitbekommen. Auch der Flughafenbetrieb lief trotz der meterhohen Rauchsäule ohne Beeinträchtigungen weiter, bestätigte eine Sprecherin des Flughafens Düsseldorf.

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