Brandstiftung in Wersten: 18-Jähriger sitzt in U-Haft

Florian N. war wegen familiärer Probleme im Hotel einquartiert. Der junge Mann soll den Brand im Hausflur gelegt haben.

Düsseldorf. Um 2.30 Uhr stand die 35-jährige Caliskan Y. in der Nacht zum vergangenen Dienstag auf, um zu beten. Plötzlich hörte sie einen lauten Knall. Als ihr Mann im Treppenhaus nach dem Rechten sehen wollte, schlug ihm schwarzer Rauch entgegen. Mit einem nassen Handtuch stürmte Nedim Y., Pächter der Gaststätte Lindentor in Wersten, hinauf in die zweite Etage, um die beiden Hotelgäste zu warnen. Der Verdacht der Polizei: Zu diesem Zeitpunkt wusste einer der Gäste bereits, was geschehen war. Denn der 18-jährige Florian N. soll den Brand selbst gelegt haben.

Zusammen mit einem bulgarischen Hotelgast und der fünfköpfigen Pächterfamilie flüchtete N. über das Dach vor den Flammen. Nedim Y., der Bulgare und er selbst wurden mit schweren Rauchvergiftungen in die Uni-Klinik gebracht. Laut den Ärzten bestand bei allen zunächst Lebensgefahr.

Allerdings hatte der 18-Jährige zusätzlich Verbrennungen an Unterarmen und Händen. Dennoch wurde er noch im Lauf des Dienstags aus der Klinik entlassen. "Als die Kollegen ihn als Zeugen vernehmen wollten, trafen sie ihn an der angegebenen Adresse nicht an", sagt Steffen Franke, Leiter der Ermittlungskommission "Linde". Es hatte den Anschein, als wollte N. sich verstecken. Die Ermittler rochen Lunte.

Nach Recherchen im Umfeld des jungen Mannes spürte die Polizei ihn am Samstag in Bilk auf. Auf offener Straße klickten die Handschellen. In seiner Vernehmung gab N. an, die Brandwunden stammten von heißem Rauch. Ein Rechtsmediziner kam jedoch zu einem anderen Urteil: Der 18-Jährige muss Kontakt mit offenem Feuer gehabt haben.

Obwohl Florian N. die Vorwürfe heftig bestreitet, erließ die Ermittlungsrichterin am Sonntag Haftbefehl wegen schwerer Brandstiftung und versuchten Mordes. Denn das Feuer überraschte die Bewohner und Hotelgäste heimtückisch im Schlaf und versperrte ihnen zudem den rettenden Weg ins Freie.

N. war seit einer Woche Gast im Lindentor. Seine Familie zahlte die Rechnung - sie hatte ihn wegen Schwierigkeiten zu Hause ausquartiert. Schon von Dezember bis Februar hatte der 18-Jährige in dem Hotel gelebt. Eine Arbeitsstelle oder Ausbildung hat er nicht. Zuletzt brach er eine Schule für schwer Erziehbare ab. Hinweise auf ein Motiv gibt es laut Staatsanwalt Andreas Stüve bislang nicht: "Wir werden mit Hochdruck weiter ermitteln."

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