Freizeit Boui Boui Bilk verabschiedet sich mit ausgelassener Party

Düsseldorf · Lateinamerika-Festival war die letzte Veranstaltung vor dem Abriss – doch Ersatz wird bereits gesucht.

 Mit lateinamerikanischen Tänzen verabschiedete sich am Wochenende das Boui Boui.

Mit lateinamerikanischen Tänzen verabschiedete sich am Wochenende das Boui Boui.

Foto: Andrea Schmitz

Dass das Boui Boui an der Suitbertusstraße in Bilk jetzt schließt, hat sich in der Nachbarschaft bereits rumgesprochen. Viele Leute, die an der Einfahrt der ehemaligen Schraubenfabrik vorbeigehen, tauschen sich darüber aus, was sie hier beim Nachtflohmarkt fanden und erhandelten, oder welche Veranstaltungen sie hier besuchten. Allgemeines Bedauern kommt auf, wenn man an die Schließung des Eventraumes mit industriellem Charme denkt. Obwohl es nur sechs Jahre bestand, wurde es eine Institution.

Veranstalter mit gemischten Gefühlen beim Finale

Dabei war der Ort von Anfang an nur als Übergangslösung geplant. Das Gebäude sollte so lange genutzt werden können, bis sich ein langfristiges Nutzungskonzept ergibt. Nun stimmte die Stadt Düsseldorf dem Abriss zu. 69 Mietwohnungen, davon elf geförderte Sozialwohnungen, sollen hier entstehen. Entsprechend gemischt sind die Gefühle bei Eventleiter Jonas Schiekel von „0049events“, der Agentur hinter dem Boui Boui: „Es ist natürlich traurig, dass man den Ort nach sechs schönen Jahren verlassen muss, aber man wusste es ja vorher und konnte sich darauf einstellen.“ Er denkt lieber positiv an die Höhepunkte zurück. Vor allem die Präsentation des deutschen Fußball-Nationaltrikots 2016 oder die Spotifyparty mit der in den USA erfolgreichen Rockband „The Lumineers“ bleiben im Gedächtnis. „Eigentlich waren die sechs Jahre ohnehin länger, als man erwarten konnte“, fasst er zusammen.

Er leitete an diesem Wochenende das „Lateinamerikanische Wochenende“, ein jährliches Kulturfestival mit traditioneller Musik und Essenständen mit Speisen aus diversen lateinamerikanischen Ländern, das den Abschied vor dem Abriss markiert. Bei den Musikern und DJs aus Peru, Ecuador oder Mexiko, die Folklore und moderne Musik spielten, war die Stimmung einer Abschiedsparty würdig. Viele Menschen mit lateinamerikanischen Wurzeln kamen auch aus anderen Städten, um gemeinsam zu feiern, vor der Bühne zu tanzen und zu singen. Auch die Besucher, die die Lieder nicht kannten und kein Spanisch können, wurden von der Stimmung angesteckt und tanzten mit. „Hier herrscht eine herzliche Stimmung, alle werden eingeladen mitzufeiern. Das macht die Kultur meiner Meinung nach auch aus“, erklärt die 24-jährige Allison Schrader mit peruanischen Wurzeln. Sie empfindet die Stimmung beim Festival als sehr authentisch und hat das Festival auch schon vergangenes Jahr besucht.

Abgesehen von der Musik soll auch das authentische Essen die Gäste auf eine Reise durch Süd- und Mittelamerika führen. Die Essenstände, die um den Dancefloor herum aufgebaut wurden, boten jeweils Spezialitäten aus einem Land und teilweise puristische Küche, wie die venezolanischen Arepas – gefüllte Maisfladen, und teilweise moderne Trends kombiniert mit lokalen Zutaten.

Stammbesucher fürchten um Verlust an Kulturorten

Viele Besucher an diesem Wochenende waren häufig im Boui Boui Bilk und bedauern es, dass sie so eine einzigartige Location bald nicht mehr in ihrer Nähe haben. „Es gibt sowieso schon so wenige Veranstaltungsorte. Es ist schade, dass so ein charmanter und zentral gelegener Ort auch aufgegeben wird“, erklärt zum Beispiel Claudia B. (31). Unentschlossen ist hingegen die 39-jährige Marie Carmen Gonzalez: „Klar ist Wohnraum wichtig, aber solche Kulturorte eben auch. Das darf man dabei nicht unter den Tisch fallen lassen.“

Eventmanager Jonas Schiekel verspricht derweil, dass schon ein neuer Kulturort als Ersatz gesucht wird. Spruchreif sei noch nichts. Angepeilter Zeitraum und Ort sind noch unbekannt. Auch ist man sich noch nicht sicher, ob man am Namen Boui Boui festhält. Man sei sich aber des besonderes Charmes des Boui Boui Bilk bewusst und möchte diesem auch mit dem neuen Ort gerecht werden.

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