„Bloß weg von Mama“ ist für viele gar nicht so einfach

Im Jungen Schauspielhaus schlagen Düsseldorfer Mütter und Söhne nachdenkliche Töne an. Mit Erfolg.

„Bloß weg von Mama“ ist für viele gar nicht so einfach
Foto: S. Hoppe

Düsseldorf. Sie können nur schwer mit, aber noch weniger ohne einander: In „Söhne wie wir“ stehen Söhne und Mütter gemeinsam auf der Bühne und thematisieren ihre zwiespältige und besondere Beziehung zueinander. Dabei geht es vor allem darum, wie schwer es ist, loszulassen — für beide Seiten. Das Stück von Regisseurin Ines Habich („95 olé — Heimspiel“) basiert auf eigenen Erfahrungen der elf Protagonisten, die Mutter/Sohn-Konstellationen auf der Bühne sind aber fiktiv.

Kevin (22) muss ausziehen, so viel steht für ihn fest. Bloß weg von Mama, denn „die heult wegen jeder Scheiße“. Ruft pausenlos an, will immer wissen, was Sache ist.

Er will in eine WG ziehen, so wie sein Kumpel Philipp (24). Wobei: Der isst seit drei Tagen nur Reis, weil der Kühlschrank leer ist. Muss kalt duschen, weil der Strom ausfällt und am Monatsende Mayonnaise als Butterersatz essen, weil das Geld nicht reicht. Wird ohne Mama wirklich alles besser?

Auch seine Kumpels hadern mit ihren Müttern. „Du weißt gar nicht, wohin die Reise geht“, diesen Satz kann Ali nicht mehr hören. Sein größtes Problem: Mit coolem Gehabe beeindruckt man zwar die Mädchen aus der Klasse — bei der eigenen Mutter blitzt man damit aber kolossal ab.

Die Mütter beklagen sich derweil beim gemeinsamen Wäsche machen über ihre wortkargen Sprösslinge. Sie sind sich aber auch einig darüber, heute kein Kind mehr sein zu wollen. „Früher wussten unsere Eltern doch stundenlang nicht, wo wir sind. Heute kann man sein Kind sogar per Handy orten. Also ich weiß immer, wo meiner gerade ist.“

Die einstündige Inszenierung, die am Samstag Premiere im ausverkauften Jungen Schauspielhaus feierte, kommt ohne Spannungsbogen und Klimax aus und punktet umso mehr mit dem authentischen, sympathischen Spiel der elf Laiendarsteller aus Düsseldorf, die Publikum und Lacher sofort auf ihrer Seite haben. Neben wilden Hip Hop-Tanzeinlagen und temporeichen Dialogen mit viel Situationskomik überzeugt das Stück auch und vor allem dann, wenn es nachdenkliche Töne anschlägt und die typischen Mutter/Sohn-Klischees hinter sich lässt.

Zum Beispiel dann, wenn einer der Jungen eindringlich schildert, dass er letztens über den Tod der eigenen Mutter nachgedacht habe. „Ich hätte dann kein einziges Foto von ihr, wenn sie stirbt. Bei dem Gedanken habe ich eine Gänsehaut bekommen“, gibt er zu. „Seitdem mache ich ständig Bilder von ihr.“

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