Biomarkt vor dem Hauptbahnhof — plötzlich beginnt der Umbruch

Wo bisher Backshops, Imbisse und Büdchen das Bild bestimmen, wird es ab März politisch korrekte Lebensmittel zu kaufen geben. Damit startet der Wandel am Konrad-Adenauer-Platz noch vor den großen Bauprojekten.

Biomarkt vor dem Hauptbahnhof — plötzlich beginnt der Umbruch
Foto: Christian Herrendorf

Die Mitarbeiter des Rheinbahn-Kundencenters am Konrad-Adenauer-Platz blicken hoffnungsvoll auf brombeer-farbenen Folien. Diese kleben neuerdings an den Scheiben des benachbarten Geschäfts mit der Hausnummer 11. Als neuer Nachbar kündigt sich dort die Biomarkt-Kette Alnatura an, die ihre Filiale am 22. März eröffnen möchte. Dort, wo bisher Imbiss neben Kiosk neben Backshop beheimatet waren, gibt es dann auf rund 800 Quadratmetern Bio-Lebensmittel zu kaufen. „Unsere Mitarbeiter begrüßen, dass sich etwas tut“, sagt Rheinbahnsprecher Eckhard Lander. „Sie haben am Hauptbahnhof mehr mit Dreck, Abfällen oder einer Drogenszene zu tun als zum Beispiel an der Heinrich-Heine-Allee. Positive Veränderungen führen dann auch zu entspannteren Kunden.“

Neues Angebot, neue Zielgruppe, und das alles, noch bevor sich das Viertel baulich extrem verändert. Neben dem Hauptbahnhof entstehen drei neue Hotels. Die Immermannstraße wird zum Boulevard verschönert, die ehemalige Post unter anderem für die neue Stadtbücherei umgebaut. Hinter dem Hauptbahnhof erfolgt bald der Spatenstich für das Wohngebiet „Grand Central“, auf der Parallelstraße wird ein großer Radweg geschaffen.

„Das alles wurde in den vergangenen Jahren gedacht und geplant. Wir haben jetzt den Nullmarker erreicht, kurz bevor es losgeht“ — so beschreibt Christof Seeger-Zurmühlen die aktuelle Lage im Viertel. Der Leiter der Bürgerbühne des Schauspielhauses hat für das Asphaltfestival das Viertel untersucht. Auf der sozialen Ebene sei der Umbruch schon zu spüren, viele kleine Anbieter hätten Sorgen. Seeger-Zurmühlen geht davon aus, dass nicht nur neue Gebäude hinzukommen, sondern auch neue Geschäfte, Cafés oder Kneipen. „In fünf Jahren sieht es hier ganz anders aus.“

Im Viertel wird viel darüber geredet, dass die noch leerstehenden Immobilien schon an große Unternehmen vergeben sind, dass Alnatura nur der erste Anbieter sei, der zeigt, was er vor dem Hauptbahnhof geplant hat.

Das Schauspielhaus hat das Publikum rund um den Konrad-Adenauer-Platz bereits verändert. Es betreibt dort seine große Bühne, weil am Gustaf-Gründgens-Platz gebaut und saniert wird. Deshalb kommt die Stadtgesellschaft zur Worringer Straße ins „Central“. „Die Leute mögen den Ort, weil sie die Stadt in ihrer ganzen Vielfalt sehen und erleben“, meint Christof Seeger-Zurmühlen. Am liebsten stehen die Besucher auf der gläsernen Brücke, räsonieren über ihre Stadt - und erkennen ganz in der Ferne ein paar brombeer-farbene Folien.

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