Big Brother Rheinbahn: Kameras in fast jeder Bahn

Das Unternehmen testet ein neues System. Die meisten Fahrzeuge sollen umgerüstet werden.

Düsseldorf. Die Rheinbahn setzt im Kampf für mehr Sicherheit und Sauberkeit verstärkt auf Videoüberwachung. 80 Prozent aller Fahrzeuge sollen mit Kameras ausgerüstet werden, bestätigt Unternehmenssprecher Georg Schumacher auf Anfrage.

Damit wird umgesetzt, was Rheinbahn-Chef Dirk Biesenbach vor drei Jahren im WZ-Interview angekündigt hatte: "Wir brauchen mehr Kameras in den Fahrzeugen. Das Sicherheitsgefühl zu erhöhen, ist uns wichtig."

Kameras in Bussen und Bahnen hatten bisher Seltenheitswert: Nur 17 Fahrzeuge waren damit bestückt. Jetzt wird ein komplett neues System getestet. Größter Unterschied: Die Bilder können per Mobilfunk live in die Leitstelle übertragen werden. Im Fall eines Falles können die Mitarbeiter rasch Hilfe rufen.

Der Clou: In Zukunft können Fahrgäste, wenn sie sich unsicher fühlen, per Knopfdruck die Leitstelle alarmieren. Die Mitarbeiter dort bekommen dann automatisch die Kamerabilder auf den Monitor. Zusätzlich werden die Aufnahmen auch abgespeichert - und im Regelfall erst nach zwei Tagen gelöscht.

Die Rheinbahn erhofft sich einen Rückgang der Vandalismus-Schäden: "Dabei geht es nicht nur darum, Täter zu überführen, sondern auch um die Abschreckung", sagt Schumacher.

Intern wird zudem darüber nachgedacht, bei kritischen Fortuna-Spielen gezielt Bahnen mit Videoüberwachung einzusetzen. Wie berichtet, hatten Chaoten nach dem letzten Fortuna-Spiel Bahnen beschädigt und Notbremsen betätigt. Es kam zu größeren Störungen.

Wie solche Vorfälle in Zukunft eingedämmt werden können, war am Mittwoch Thema einer internen Rheinbahn-Runde. Dabei wurde u.a. vereinbart, die einschlägigen Erfahrungen in anderen Städten - etwa in Dortmund und Gelsenkirchen - abzufragen. Zudem könne in enger Zusammenarbeit mit der Polizei auch die Videoüberwachung helfen, Krawallmacher in die Schranken zu weisen. Bei einem runden Tisch soll das Thema angesprochen werden.

53 Busse und 15 Züge sind schon mit den Kameras ausgerüstet, sie laufen im Testbetrieb. Bis Jahresende sollen es 115 Busse und 40 Bahnen sein. Ziel ist, dass 80 Prozent des Fuhrparks (ca. 700 Fahrzeuge) umgerüstet werden.

Ein flächendeckender Einsatz scheitert am Veto der Landesdatenschutzbeauftragten. Sie macht strikte Auflagen: So musste die Rheinbahn nachweisen, auf welchen Linien es Probleme gibt, auch ein jährlicher Bericht ist Pflicht.

Für die Fahrgäste ist schon beim Einstieg erkennbar, ob in der Bahn Kameras hängen. Aufkleber weisen daraufhin. Ebenfalls eine Auflage der Datenschutzbeauftragten: In jedem Fahrzeug gibt es einen gekennzeichneten Bereich, der nicht überwacht wird.

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