„Big Brother“ hat sich bewährt

Die Hauptschule am Rather Kreuzweg zieht eine positive Bilanz nach einem Jahr. Zwei weitere Schulen wollen nachziehen.

Düsseldorf. Einbrüche, Vandalismus, Jugendliche anderer Schulen, die Ärger suchten - an der Hauptschule am Rather Kreuzweg (inzwischen heißt sie offiziell Willi-Schüßler-Schule) hatte es in der Vergangenheit immer wieder Probleme gegeben.

Seit gut einem Jahr hängt inzwischen die Kamera im Eingangsbereich. Big Brother auf dem Schulhof - das war ein Pilotprojekt. Und ein Politikum. Doch Schulleiterin Gabriele Georg zieht eine positive Bilanz: "Wir haben auf dem Gelände fast keine Zerstörung mehr."

Auch die Schüler haben sich an die Videoüberwachung gewöhnt. "Am Anfang standen wir vor der Kamera und haben Faxen gemacht", erinnert sich die 17-jährige Mikjen. "Aber jetzt ist es Alltag." Ihre Mitschülerin Oriana (16) erinnert sich noch gut an die Probleme aus der Zeit vor der Überwachung: "Da waren oft fremde Jugendliche in der Schule und haben Jacken geklaut." Das sei im vergangenen Jahr nicht mehr vorgekommen, sagt Mikjen.

Dennoch haben auch die Schüler gespürt, dass die Kamera ein sensibles Thema ist. Mikjen etwa wurde von Mitschülern ihrer Schwester aus einem anderen Stadtteil einmal gefragt, ob sie sich nicht wie im Gefängnis fühle. Auch Schulleiterin Georg ist schon darauf angesprochen worden, dass ihre Schüler ja besonders schlimm sein müssten, wenn man sie derart überwache.

Dabei ist die Kamera nicht schwenkbar und starr auf einige Meter zwischen Bürgersteig und Fahrradständern gerichtet. Den Schulhof filmt sie nicht. Zwischen 7.30 und 16 Uhr sitzt der eigens für die Kamera eingestellte Olaf Borkowsky vor einem Bildschirm und hält Ausschau nach Fremden.

Er kann maximal drei Minuten aufzeichnen, wenn sich wirklich jemand an einem Rad zu schaffen macht - ansonsten wird erst nach dem Schulbetrieb ab 16 Uhr aufgezeichnet. "Wir haben versucht, keine Angriffsfläche zu bieten", sagt Georg.

"Dass es ein politisches Thema ist, wusste ich von Anfang an", sagt die Schulleiterin. Dass sie bei allen Fraktionen vorsprechen musste und Besuch von Datenschützern bekam, überraschte sie wenig. Entscheidend aber war: "Die Eltern wollten es. Und es liegt bis heute nicht eine einzige Beschwerde vor."

Zudem habe sie im vorigen Jahr viele Anfragen von Direktoren und auch Eltern anderer Schulen bekommen. "Darunter waren auch Gymnasien - die Überwachung ist also kein reines Hauptschulthema", betont Georg.

Eine Flächendeckung wird das Instrument Kamera an den Düsseldorfer Schulen aber wohl dennoch nicht so bald erreichen. Die Stadt prüft derzeit lediglich Anträge für eine Videoüberwachung an der Dieter-Forte-Gesamtschule und einem Neubau des Lore-Lorentz-Berufskollegs.

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