Beton-Schuhe erinnern an Deportierte

Das Wochenende stand im Zeichen der Reichspogromnacht — auch mit einer Kunstaktion wurde der NS-Opfer gedacht.

Düsseldorf. Es sind graue Schuhe aus Beton, die eine Gruppe von Menschen in den Händen hält, umherträgt, auf dem grauen Boden des Gehweges aufreiht. Es sind kleine Kinderschuhe und es sind alte Lederstiefel, es sind Sandalen, es sind Latschen. Es scheint, als würden unsichtbare Körper die Schuhe bewegen, sie zu den alten Gleisen an der Marc-Chagall-Straße bewegen, auf denen einst die Züge am Derendorfer Güterbahnhof anhielten, jüdische Mitbürger einluden, sie abtransportierten. Am Montag vor genau vor 76 Jahren, in der Nacht vom neunten auf den 10. November 1938, setzte die Reichspogromnacht den Anfang für eines der schwärzesten Kapitel der deutschen Geschichte, den Beginn der Verfolgung von Millionen jüdischer Mitbürger, dem Holocaust.

Sich ihrer Schicksale anzunehmen, ihrer zu gedenken und an sie zu erinnern, hatte sich die Kunstschule Werksetzen zur Aufgabe gemacht. Ein Jahr lang hatten die Schüler Schuhe aus der Nachbarschaft Pempelforts gesammelt, ein Jahr lang hatten sie sich damit beschäftigt, ein graues und tristes Abbild dieser Schuhe aus Beton herzustellen. „Die Schuhe stehen für die Abgründe, die sich in der Geschichte auftun, für die Menschen, die unschuldig verfolgt und getötet wurden“, sagt die Organisatorin der sozialen Plastik und Leiterin der Pempelforter Kunstschule, Uscha Urbainsky.

Am 27. Oktober 1941 wurden die ersten Juden vom Derendorfer Güterbahnhof aus deportiert, ins Ghetto Litzmannstadt fuhr der erste Zug. Am Nachmittag des Vortages trafen die Juden ein, wurden in den Schlachthof gebracht, mussten dort eine Leibesvisitation über sich ergehen lassen. In der Viehhalle übernachteten die Juden während der Nacht, am frühen Morgen wurden sie mit ihrem spärlichen Gepäck zum Güterbahnhof getrieben, mussten dort stundenlang warten, herumstehen. Insgesamt wurden auf diese Art 6200 jüdische Bürger aus Düsseldorf und Umgebung verschleppt, die meisten starben in Ghettos oder wurden in Vernichtungslagern ermordet.

Eine von ihnen war Erna Sostheim — ihre Familie besaß eine Bürstenfabrik, in der Reichspogromnacht wurde diese überfallen — der Anfang ihrer ganz persönlichen Verfolgung. Am 26. Oktober des Jahres 1941 dann wurde sie zusammen mit 1002 anderen Juden in die Viehhalle verschleppt, wurde einen Tag später mit dem ersten Zug von Derendorf aus deportiert.

Und nicht nur am ehemaligen Bahnhof wurde erinnert, auch an anderer Stelle fand Gedenken statt. Im Rathaus wurde den Opfern gedacht, Thomas Geisel legte zudem einen Kranz am ehemaligen Standort der Düsseldorfer Synagoge nieder.

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