Düsseldorf Besucherrückgang bei der Kirmes

600 000 Rummelfans weniger. Hitze, Unwetterwarnungen und die Angst vor Anschlägen schreckten die Besucher ab.

Die Kirmesbilanz fällt gemischt aus - dazu trägt der Besucherrückgang nicht unerheblich bei.

Die Kirmesbilanz fällt gemischt aus - dazu trägt der Besucherrückgang nicht unerheblich bei.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Ausgerechnet der 700. Geburtstag des St. Sebastianus Schützenvereins war eines der schwierigsten in der Geschichte. Im Vorjahr kamen noch über vier Millionen Besucher zur größten Kirmes am Rhein. In diesem Jahr lockte das Volksfest nur etwa 3,4 Millionen Fans auf die Rheinwiesen. Die Gründe sind vielschichtig. „Die Veranstaltung stand unter keinem guten Stern. Erst kam die Hitze, dann falsche Unwetterwarnungen und dann kam die Angst vor dem Terror hinzu“, versuchte Schützenchef Lothar Inden die Zahlen zu begründen.


600 000 Rummelfans weniger. Hitze, Unwetterwarnungen und die Angst vor Anschlägen schreckten die Besucher ab. „Wir sind froh, dass wir es überstanden haben“, meinte auch Kirmes-Architekt Thomas König, um dann mit den entscheidenden Sätzen fortzufahren. „Man wird sehen, ob solche Veranstaltungen in der Zukunft überhaupt noch durchführbar sind, denn die Angst wird der ständige Begleiter in den nächsten Jahren werden. Dennoch bin ich froh, dass sich die meisten Menschen nicht haben einschüchtern lassen und dennoch auf die Kirmes gekommen sind.“

Zumal die Polizei alles getan hat, um die Kirmes so sicher wie möglich zumachen. „Wir hatten im Vorfeld die Zahl der Sicherheitskräfte schon deutlich erhöht. Nach Nizza haben wir noch einmal stark zugelegt. Am Freitag nach München haben wir sofort reagiert und die Zahl der Beamten noch einmal verstärkt. Zumal nicht klar war, ob die Ereignisse eine abgestimmte Aktion über die Grenzen der Bundesländer hinaus war“, sagte Polizeisprecher Markus Niesczery. Bis zu 500 Beamte waren auf dem Festplatz im Einsatz. Erstmals wurden sie auch mit Maschinen Pistolen ausgerüstet.

Das hatte den Nebeneffekt, dass die Zahl der anderen Straftaten noch weiter zurückging. „Wir hatten in diesem Jahr nicht eine einzige größere Schlägerei“, sagte der Polizeisprecher. Es wurde lediglich ein Raub angezeigt (2015: zwei) und 19 Taschendiebstähle (22) gemeldet, 18 Körperverletzungen (20) wurden angezeigt. Außerdem gab es vier Anzeigen wegen sexueller Belästigung, wobei alle Täter ermittelt werden konnten.

„Das sind Zahlen, die sich jede andere Großstadt wünschen würde.“ Nur 182 Autos wurden abgeschleppt, Rekordtief. Im Vorjahr waren es noch 249. Die Zahl der Rettungseinsätze ging ebenfalls von über 1000 auf 650 zurück. „Es war überhaupt nichts Ernstes dabei. Kreislauf, Schnittverletzungen und Insektenstiche, alles wie immer“, sagt Feuerwehrsprecher Thomas Hussmann.

„Ein mulmiges Gefühl beschleicht einen aber schon, wenn man über die Kirmes geht. Man schaut einfach mehr nach links und rechts und beobachtet. Aber versuchen sie mal meinen Enkelkindern Zoey und Fyn zu erklären, warum man nicht mit ihnen über die Kirmes geht“, meint Gerd Müller.

„Wo fangen wir dann an und wo hören wir auf? Soll ich etwas auf meinen Urlaub verzichten und nur noch zu Hause bleiben? Das sehe ich nicht ein“, meint auch Angelika Poerschke.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort