Belohnungen: Der Wert des „sachdienlichen Hinweises“

Wer bei der Aufklärung von Straftaten hilft, kann manchmal auf Geld hoffen.

Düsseldorf. Nach dem gewaltsamen Tod eines Architekten in Flingern versprach die Staatsanwaltschaft 1500 Euro Belohnung für Hinweise auf den Täter. Eine Autowaschanlage fahndet mit 10 000 Euro Belohnung nach Unbekannten, die auf dem Gelände Bäume ansägen, die Rheinbahn hat gerade 5000 Euro ausgesetzt für Hinweise auf den Täter, der einen U-Bahn-Fahrer mit einer Flasche attackierte: Wann ist ein sogenannter sachdienlicher Hinweis wie viel wert?

Vor allem, erklärt Staatsanwalt Christoph Kumpa, kommt es darauf an, wer die Belohnung aussetzt. Tut das die Staatsanwaltschaft, kann die Behördenleitung erst einmal höchstens 5000 Euro anbieten. „Bei einer Summe darüber muss das Ministerium entscheiden“, sagt Kumpa.

Das Geld kommt aus Haushaltsmitteln der Ermittlungsbehörde. „Das ist ein gesonderter Topf.“ Und der ist natürlich begrenzt. „Es muss sich deshalb schon um eine gravierende Straftat handeln“, erklärt Kumpa. „Wir können nicht für jeden Ladendiebstahl eine Belohnung aussetzen.“ Und neben der Brutalität einer Tat muss auch klar sein, dass die Ermittler den Fall wohl ohne die Hilfe der Bevölkerung nicht lösen können.

Zwar sollte man davon ausgehen, dass Zeugen sich ohnehin — auch ohne versprochenen Geldsegen — an die Polizei wenden. „Aber es ist sicher ein zusätzlicher Anreiz“, sagt der Staatsanwalt. „Und in der Regel stammen die Zeugen ja aus dem persönlichen Umfeld des Täters. Die Aussage bringt sie also mitunter in eine sehr unangenehme Situation.“

Vielleicht auch deshalb wird der Belohnungstopf nicht allzu oft geschröpft. Und: „Auszahlungen können sich ziehen.“ Gerade Anfang dieses Jahres hat Christoph Kumpa eine Belohnung von 3000 Euro an zwei Hinweisgeber ausgezahlt.

Diese mussten lange warten: Beide stammten aus dem Umfeld eines Brummi-Fahrers und Serienvergewaltigers, der 2006 eine 50-jährige Düsseldorfer Prostituierte umgebracht hatte.

Der Täter wurde inzwischen in Marburg zu lebenslanger Haft verurteilt — und irgendwann fiel den dortigen Behörden ein, dass unter anderem die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft eine Belohnung für die Ergreifung des Mörders ausgelobt hatte.

Bei anderen Straftaten wartet Christoph Kumpa trotz Belohnung noch immer auf den entscheidenden Tipp. Etwa im Fall des Mordes an Parkhauswächter Augustine O. im März 2011. Die Belohnung wurde rasch von 1500 auf 3000 Euro verdoppelt. „Aber da ist nichts Brauchbares gekommen“, sagt Kumpa.

Ähnlich sieht es aus im Fall Reeser Platz: Dort war am 15. September 2011 ein 16-Jähriger niedergestochen und lebensgefährlich verletzt worden — am hellichten Tag. Die Belohnung wurde schließlich auf 5000 Euro hochgeschraubt. „Doch trotz eines Phantombildes haben wir keinen Hinweis.“

Aber auch Karl-Johannes Scheepers, Chef von Mr. Wash an der Völklinger Straße, hat bislang nicht einen einzigen Hinweis auf die Unbekannten erhalten, die seit Jahren immer wieder Bäume auf seinem Gelände zerstören. Trotz der besonders hohen Belohnung von 10 000 Euro. „Das hätte ich nicht gedacht“, wundert sich Scheepers. Das Angebot gilt weiter: Wer den Fall lösen kann und das Geld einstreichen will, melde sich unter Telefon 74 96 690.

Die höchste in Düsseldorf ausgesetzte Belohnung indes sind Scheepers’ 10 000 Euro nicht: Nach dem Doppelmord an der Altenbrückstraße in Hassels versprach die überlebende Mutter der Familie 50 000 Euro für Hinweise auf den Mörder. Sie wurden nie ausgezahlt.

Die Mordkommission löste den Fall ohne Tipps von außen. „Polizisten, Staatsanwälte oder auch Zollmitarbeiter bekommen keine Belohnungen“, sagt Kumpa. Die Ermittler der MK „Altenbrück“ mussten ihre Feier nach der Aufklärung des Falles — Auftraggeber und Killer sitzen rechtskräftig verurteilt im Gefängnis — also selbst bezahlen.

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