Unternehmen Bei Trivago wird auf dem Dach gejoggt

Düsseldorf · 1200 Mitarbeiter arbeiten in der neuen Zentrale. Sie bietet vieles, was man nicht in einem Bürohaus vermutet.

Joggingstrecke auf dem Dach mit Aussicht auf den Medienhafen.

Joggingstrecke auf dem Dach mit Aussicht auf den Medienhafen.

Foto: Trivago/Tom Ziora

Was Trivago ist, lässt sich zum Beispiel mit Zahlen erzählen: Drei Freunde gründen 2005 ein Start-up. 2018 hat es 1500 Mitarbeiter, die sich um weltweite Werbung, den Kontakt zu den Hotels und das Funktionieren der Software kümmern. Die Webseite vergleicht die Preise von nach eigenen Angaben einer Million Hotels auf 250 Buchungsseiten, die dafür Zahlen, dass Trivago seine Nutzer weiterleitet. Der Umsatz lag 2017 bei über einer Milliarde Euro. Selbst wenn Trivago aktuell im ersten Halbjahr mit gehörigen Einbrüchen zu kämpfen hatte — das Ganze bleibt eine Erfolgsgeschichte. Und dank Sparkurs ist die Profitabilität im dritten Quartal zurückgekehrt.

Was Trivago ist, lässt sich seit Juni auch konkret vor Augen führen. Im Medienhafen hat sich das Unternehmen von der Immofinanz eine Zentrale für 200 Millionen Euro bauen lassen. Der Umzug von 1200 Mitarbeitern ins tropfenförmige Gebäude am Hafenbecken zwischen Kessel- und Speditionstraße ist abgeschlossen. Das zweite Gebäude, in das auch andere Firmen einziehen könnten, soll 2020 fertig werden.

Das geschwungene Gebäude ist bezogen, das zweite ist im Bau.

Das geschwungene Gebäude ist bezogen, das zweite ist im Bau.

Foto: Lepke, Sergej (SL)

In der Kantine warten
elf Kochstationen

Viel von dem, was Trivago ausmacht, lässt sich auf den 30 000 Quadratmetern Fläche des sechsgeschossigen Gebäudes von SOP-Architekten erfahren. Die Unternehmenskultur hat Mitgründer Rolf Schrömgens stets als wichtiges Erfolgsrezept benannt. Die wird etwa im Fitnessraum sichtbar, wo ein Personaltrainer den Mitarbeitern gratis zur Verfügung steht. Die Mitarbeiter sollen eben möglichst fit und gesund sein. Nur ein Beispiel für all das, was man nicht unbedingt in einem Bürogebäude vermuten würde. Dazu zählt auch die 400 Meter lange, blaue Tartanbahn auf dem Dach für den Jogginglauf zwischendurch. In der mit Werken der Düsseldorfer Streetart-Künstler Pdot und L.E.T. ausstaffierten Kantine kochen elf Küchenchefs samt Team an offenen Stationen, von Hausmannskost bis Sushi, zum kleinen Preis. In 25 über das Gebäude verteilten Küchen stehen Getränke, Obst und Snacks gratis zur Verfügung — „und Bier ab vier“, wie eine Sprecherin bei einer Führung sagt. Großzügige Terrassen mit gemütlichen Möbeln und zum Teil — dem Start-up-Klischee entsprechend — Kickertischen auf allen Etagen gibt es. Hinzu kommen noch mal vier Extra-Räume mit Kickertisch. Auch Billardtische und Tischtennisplatten finden sich. Die 60 durchdesignten Konferenzräume tragen die Namen von den Herkunftsstädten der Mitarbeiter, die diese Räume mitgestaltet haben. In Raum „Malibu“ stehen Palmen, Skateboards und Surfbretter. Gegenüber in „Wanne-Eckel“ hängen in Anlehnung an die Cranger Kirmes Lebkuchenherzen und stehen Angelenten in Reih und Glied. Tatsächlich kommen die Mitarbeiter aus aller Herren Länder, in den Großraumbüros schmücken sie Schreibtische und Wände mit Flaggen — eine brasilianische hängt da, eine aus Norwegen, eine aus den USA.

Auch so kann ein Meetingroom aussehen.

Auch so kann ein Meetingroom aussehen.

Foto: Trivago/Tom Ziora

Zu den gewünschten flachen Hierarchien gehört, dass die Gründer (zumindest einer von ihnen) jeden Freitag an einer für alle offenen Gesprächsrunde teilnehmen. Urlaub nimmt sich jeder wie er meint. Dieses Prinzip gilt übrigens auch für die tägliche Arbeitszeit, die sich mit Freizeit mischt. Die Mitarbeiter geben etwa selbst Kurse in vielen Sportarten, was das Unternehmen unterstützt.

Klar ist jedoch: Bei einer solchen Unternehmenskultur geht es nicht nur darum, den Mitarbeitern etwas Gutes zu tun. Wie eine Sprecherin erklärt, schaffe es eben ein hohes Maß an Vertrauen zwischen den Mitarbeitern, wenn sie Zeit außerhalb des Arbeitskontextes verbringen. Das sorge auch beim Job für eine offenere Kommunikation, was Prozesse beschleunige und bessere Ergebnisse hervorbringe. So überrascht es nicht mehr, dass ein Internetunternehmen wie Trivago ziemlich zentralistisch arbeitet und mehr oder weniger alle Mitarbeiter an einen Ort zusammenzieht. Direkter Austausch geht hier vor Videokonferenz oder Textnachricht rund um den Erdball.

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