Bei Schnaps und Tabak schlägt die Kasse Alarm

Nach erfolgreichem Start in Düsseldorf gibt es das System nun in allen Kaufhof-Filialen.

Düsseldorf. Sie trinken, bis der Arzt kommt. Wilde Partys und Trinkgelage enden immer öfter im Krankenhaus. Dabei sind es meist jugendliche „Komasäufer“, die ihre Grenzen nicht kennen. Und sie finden immer einen Weg, um an Hochprozentiges zu kommen. In den Lebensmittelabteilungen der Galeria Kaufhof ist das bundesweit jetzt nicht mehr möglich. Ein Warnsystem erinnert die Kassierer, bei Alkohol und Tabak nach dem Personalausweis zu fragen. Gestartet wurde das Projekt in der Düsseldorfer Filiale an der Kö vor mehr als einem Jahr.

„Die Bilanz ist positiv. Wir haben viel weniger Jugendliche, die versuchen, Alkohol zu kaufen“, sagt Kaufhof-Geschäftsführer Thomas Seybold. Gerade weil das Pilotprogramm in Düsseldorf einen positiven Effekt hatte, wurde es jetzt auch bundesweit installiert, sagt Seybold. „Um auf Nummer sicher zu gehen, setzen wir ab und zu dennoch junge Mitarbeiter als Testkäufer ein.“

Neben der Kaufhof AG nutzen auch andere Unternehmen ein ähnliches System, darunter die Rewe-Gruppe. „Im Raum Düsseldorf sind mir aber keine anderen Unternehmen bekannt“, sagt Waltraud Loose vom Einzelhandelsverband NRW.

So erscheint auch an der Kasse von Silvia Illner in der Lebensmittelabteilung des Kaufhof ein rotes Warnzeichen, wenn sie ein alkoholisches Getränk scannt. Für Bier liegt die Grenze bei 16 Jahren, alle anderen alkoholischen Getränke und Tabak gibt es erst ab 18. Neu ist, dass die Kasse zudem anzeigt, vor welchem Datum der Kunde geboren sein muss, um Alkohol oder Tabak kaufen zu können. Das Datum wird jeden Tag aktualisiert. „Das ist sehr hilfreich, denn im täglichen Stress an der Kasse kann man oft trotz Warnhinweis nicht so schnell nachrechnen“, sagt Illner.

Die beiden Kunden und Schüler Henrik Börger und Max Schäfer (19 und 21) finden härtere Kontrollen gut. „Wir sehen so viele abgestürzte Minderjährige auf Partys“, bemerkt Börger. „Aber hätten Sie uns vor ein paar Jahren gefragt, hätten wir wohl was anderes gesagt“, sagt sein Freund und lacht.

Bei der Stadt werden solche Maßnahmen begrüßt. „Das sind in erster Linie Hilfestellungen für Kassierer, die einen durchweg positiven Nutzen haben“, sagt Ordnungsamtsleiter Michael Zimmermann. Dennoch müssten weiterhin härtere Kontrollen gemacht werden.

Vor zwei Jahren hat die Stadt den Versuch gestartet, jugendliche Testkäufer aus den Reihen der städtischen Auszubildenden zu rekrutieren. Mit großer Mehrheit hatte der Ordnungs- und Verkehrsausschuss für das Projekt gestimmt. Lediglich ein Auszubildender hatte sich aber als Freiwilliger gemeldet. Auch unter den Auszubildenden, die in diesem Jahr angefangen haben, gibt es keinen größeren Erfolg. „Die meisten sind schon zu alt, wenn sie bei uns anfangen“, sagt Zimmermann. 17 Jahre und charakterstark sollten die Jugendlichen sein: „Geltungssucht können wir nicht brauchen.“ Das Projekt sei aber nicht endgültig gescheitert: „Wir werden weiter nach möglichen Alternativen suchen.“

Auch Martin Volkenrath, Vorsitzender des Ordnungs- und Verkehrsausschusses, begrüßt weiterhin den Einsatz von Testkäufern. „Schließlich gibt es zwar immer mehr Maßnahmen, aber der Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen ist noch nicht gesunken“, sagt er. Ob sich solche Projekte durchsetzen, sei auch eine finanzielle Frage. „Solche Maßnahmen müssen für Händler auch finanziell machbar sein, bevor sie auch andere Lebensmittelverkäufer anwenden.“

Für Seybold, der keine Angaben zu Kosten machen möchte, gibt es dieses Problem nicht. „Natürlich muss das Programm für die Kassen erst mal erworben werden, danach ist es aber uneingeschränkt einsetzbar“, sagt er.

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