Kommentar : Ballett am Rhein: Warum Düsseldorf Martin Schläpfer nicht halten konnte
Der Abgang des Choreografen war ein Abgang auf Raten. Zu wenig wurde dem Weggang entgegengesetzt — auch vonseiten der Stadt.
Also doch. Martin Schläpfer kehrt Düsseldorf-Duisburg endgültig den Rücken und verlässt sein Ballett am Rhein - die Kompanie, die er seit 2009 kontinuierlich aufgebaut und zu einem der führenden Ensembles in Europa gemacht hat. Er nimmt das Angebot aus Wien an, das Staatsballett, das mit mehr als hundert Mitgliedern eine der größten Kompanien der Welt ist, einem ästhetischen Update zu unterziehen.
Eine internationale Spitzenposition, die ihm hohes Ansehen sichert — was ihn vermutlich am wenigsten reizt. Eher, dass Wien ihm seine ganze Energie, seinen ganze Ehrgeiz und sein ganzes Engagement abverlangen wird. Als Ballettdirektor der österreichischen Hauptstadt ist er verantwortlich für das Wiener Staatsballett, die gemeinsame Kompanie von Staatsoper und Volksbühne, sowie die Wiener Ballettakademie. Hier wird er offensichtlich geschätzt — und gebraucht werden.
Anders als er es in Düsseldorf empfindet. Wie er sich im Oktober 2016 gegenüber dieser Zeitung im Vorfeld seiner Vertragsverlängerung äußerte, vermisste er die Unterstützung der Stadt Düsseldorf und auch des Hauses, der Oper selbst. Schläpfer fand klare Worte: „Ich brauche deutlich mehr Geld. Es ist nicht genug, erfolgreich zu sein. Wir müssen auch irgendwo hin wollen.“ Besonders kritisierte er das Stadt-Marketing. „Es zieht mich nicht weg, aber das Ballett am Rhein darf nicht in seinem Status quo verharren. Die Stadt muss mehr tun. Das Marketing tut überhaupt nichts für uns. Die Stadt muss uns zu einer Marke machen.“