Bahn will Güterzug-Lärm halbieren

Die Initiativen in den betroffenen Vierteln vermissen aber Aussagen zu Tempolimits.

Bahn will Güterzug-Lärm halbieren
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Sie haben nie aufgegeben, kämpfen schon seit Jahren für ihre Sache. „Bahnlärm — So nicht!“ heißt die Initiative unzufriedener Bürger aus Rath, Grafenberg, Flingern, Gerresheim, Vennhausen und Eller. Ihr Feind: Krach und Erschütterungen durch Güterverkehr. Erst im April hatten sie 4127 Unterschriften gesammelt, um die Deutsche Bahn zum Handeln zu bewegen. Jetzt setzt das Unternehmen ein Signal, das die Lärmgegner aufhorchen lässt.

Durch Schallschutzwände und moderne Gleisanlagen mit Schienendämpfern will die Bahn die Lärmbelastung verringern. Ebenfalls auf der Agenda: die Umrüstung der Güterwagen mit Flüsterbremsen. Diese sollen die Lärmemission um zehn Dezibel reduzieren, das ist etwa die Hälfte des Lärms, der an das menschliche Ohr dringt. Nach den Vorgaben der Bundesregierung soll der Schienenverkehrslärm auf diese Weise bis 2020 um die Hälfte reduziert werden.

Dabei setzt die Bahn auf die nun europaweit zugelassene neuartige LL-Sohle. Insgesamt sind in Deutschland etwa 200 000 Güterwagen unterwegs. 60 000 davon gehören zur Bestandsflotte der DB Schenker Rail. Insgesamt 300 Millionen Euro investiert die Bahn bundesweit in die Umrüstung, die bis zum Jahr 2020, wie von der Bundesregierung vorgegeben, abgeschlossen sein soll. Derzeit sind bereits 11 700 Wagen mit Flüsterbremsen ausgestattet.

In Düsseldorf erzeugt diese Ankündigung gemischte Gefühle. „Wenn sie diese Ziele wirklich umsetzen, wäre das toll“, sagt Jürgen Borrmann vom Netzwerk Lärmschutz Düsseldorf (NLD). Zu euphorisch will er sich nicht geben, zu oft seien die Bürger mit folgenlosen Ankündigungen abgespeist worden. Außerdem hegt er Vorbehalte gegen die Maßnahmen konkret. „Der Aspekt der Fahrgeschwindigkeit bleibt ungenannt“, sagt Borrmann. In Wohngegenden müsse der Güterverkehr grundsätzlich verlangsamt werden.

Das hält Bernd Thomas vom Verkehrsdezernat für utopisch. Er sieht das Problem an anderer Stelle: „Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Bestands- und Neubaustrecken.“ Auf Neubaustrecken darf der Lärm in Wohngebieten tagsüber maximal 59, nachts 49 Dezibel betragen. Auf Bestandsstrecken wie jenen zwischen Rath und Eller sind es tagsüber 70, nachts 60 Dezibel. Heißt: Auf solchen alten Strecken darf es lauter sein als auf neu gebauten. „Das Ziel muss eine Gesetzesänderung sein, es müssen die gleichen strengen Grenzwerte gelten“, sagt Thomas.

Genauso sieht es Jost Schmiedel vom Verkehrsclub. Er findet deutliche Worte für das Vorgehen der Bahn: „Das ist Augenwischerei und bei Weitem nicht genug.“ Dietmar Knoch von „Bahnlärm — So nicht!“ übt sich indes in Diplomatie. „Flüsterbremsen bringen einiges“, sagt er. „Wenn gleichzeitig aber der Güterverkehr in Düsseldorf verdoppelt wird, kommen wir bei Null raus.“ Dies zeichne sich laut Bahn bis zum Jahr 2025 ab. Die Hoffnung gibt er nicht auf. „Wir werden das beobachten.“

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