Axt-Attacke: Opfer sind traumatisiert

Zeugen berichten über dramatische Szenen in der S-Bahn. Verletzte müssen nicht aussagen.

Axt-Attacke: Opfer sind traumatisiert
Foto: dpa

Düsseldorf. Erstmals sagten gestern Zeugen in dem Prozess um den Amoklauf im Düsseldorfer Hauptbahnhof am 9. März aus. Auf dem Gleis 13 und in der S-Bahnlinie 28 hatten sich dramatische Szenen abgespielt. „Die Menschen haben geweint und geschrien“, berichtete ein 31-jähriger Chemiestudent. Fatmir H., der neun Menschen mit einer Axt zum Teil lebensgefährlich verletzte, habe ganz ruhig gewirkt: „Er gab uns das Gefühl, dass er keine Angst hatte.“

Den neun Opfern, darunter ein 13 Jahre altes Mädchen, bleibt ein Auftritt vor Gericht erspart. Stattdessen wurden gestern zwei Rechtsmediziner gehört, die von den Verletzungen berichteten. Ein großer Teil der Schläge mit der Axt ging zum Kopf. Eine 66-Jährige hat einen schweren Wirbelsäulen-Bruch davongetragen. Einem Mann, dem die Schädeldecke gespalten wurde, musste ein Implantat eingepflanzt. Im Hinblick darauf, dass es keine Todesopfer gab, habe man „noch Glück gehabt“, wie einer der Mediziner erklärte.

Nicht abzusehen seien die psychischen Folgen. Bis heute sind viele der Opfer traumatisiert, leiden unter Kopfschmerzen und Gleichgewichts-Störungen. Rechtsanwalt Wolfgang Steffen vertritt drei Opfer, darunter auch die 13-Jährige: „Das Mädchen konnte zunächst nicht mehr zur Schule gehen. Ein anderer Mandant war noch in der Probezeit. Er hat wegen der Verletzung seinen Job verloren und ist jetzt arbeitslos.“

Zeugen, die den Amoklauf unverletzt überstanden, schilderten die dramatischen Minuten. „Die Tür der Bahn ging auf und die Menschen kamen heraus“, berichtete ein 25-Jähriger. Dann sei alles ganz schnell gegangen: „Neben mit lag ein Mann, der am Kopf verletzt war.“ In dem Zug brach Panik aus., die Menschen seien verzweifelt hin- und hergelaufen „Dann gelang es, den Angreifer aus der Bahn heraus zu treten“, so der Zeuge. Geistesgegenwärtig habe der Zugführer die Türen geschlossen und verriegelt. Fatmir H. habe vergeblich versucht, wieder in die S-Bahn zu gelangen. Dann hätte es wohl ein Blutbad gegeben. Danach hatte der 36-Jährige auf dem Bahnsteig wahllos auf Passanten eingeschlagen, bevor er über die Gleise flüchtete. An der Ellerstraße war Fatmir H. dann von einer Brücke gesprungen und hatte sich erheblich verletzt. Er leidet nach Angaben eines Gutachters unter Schizophrenie und soll in die Psychiatrie eingewiesen werden. Der Prozess wird am 22. September fortgesetzt.

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