Literatur „Ich möchte überall gelesen werden“

Düsseldorf · Der Autor Stefan Keller ist für seinen Düsseldorfer Kriminalroman mit dem Krimipreise „Herzogenrather Handschelle“ ausgezeichnet worden.

 Der Krimi-Autor Stefan Keller lebt und schreibt in Düsseldorf.

Der Krimi-Autor Stefan Keller lebt und schreibt in Düsseldorf.

Foto: ja/Jens Howorka - Blendfabrik

Heidi Kamemba ist schwarz und sie ist weiblich. Zwei Eigenschaften, die bei der Kriminalpolizei noch immer die Ausnahme sind. Bereits auf den ersten Seiten des Düsseldorfer Kriminalromans „Das Ende aller Geheimnisse“ erfährt der Leser, mit welchen Problemen und latentem Rassismus Kamemba im Alltag konfrontiert wird.

Stefan Keller schildert, wie sie an ihrem ersten Tag im Präsidium kritisch beäugt wird und sich auf dem Weg zu ihrem Dienstantritt mehrfach ausweisen muss. „In Deutschland gibt es bislang keine schwarze Kriminalbeamtin“, sagt Keller, der sich die Figur genau aus diesem Grund ausgesucht hat. „Eine Person, die Schwierigkeiten hat, ist einfacher für mich zu beschreiben“, sagt Keller.

Der Krimi ist als Reihe angelegt. Für das erste Buch wurde Stefan Keller bereits mit dem Krimipreis „Herzogenrather Handschelle“ ausgezeichnet. Die Jury lobte, dass es Keller gelingt, den Alltag bei der Polizei glaubhaft darzustellen. Der Krimi sei packend und besitze politischen Tiefgang, so die Jury.

Aber nicht nur der spannenden Geschichte, sondern auch seiner intelligenten Hauptfigur verdanke er die Auszeichnung.

Eine Krimireihe in einer Stadt anzusiedeln, hat zuvor schon bei den Krimis um den Privatdetektiv Marius Sandmann funktioniert. Seine insgesamt fünf Fälle spielen in Köln. „Ich versuche, etwas Besonderes aus der Stadt mit in die Krimis einzubeziehen“, sagt Keller. Aber die Geschichte müsse auch funktionieren, wenn man die Stadt gar nicht kennt.

„Ich möchte überall gelesen werden“, sagt Keller, der keine Probleme damit hat, dass Köln und Düsseldorf sich immer miteinander messen. „Es sind beides rheinische Städte. Das macht es sehr angenehm, weil die Leute freundlich sind.“

Menschen aus seinem Umfeld finden sich in den Figuren wieder

Stefan Keller kennt beide Städte. Er stammt aus Aachen, hat lange in Köln gelebt und erkundet seit zwei Jahren als neuer Bewohner Düsseldorf. Die Regionalkrimis erlauben ihm, vor Ort zu recherchieren, wie es an einzelnen Plätzen aussieht und wie die Stimmung dort ist. Seine neue Protagonistin Heidi Kamemba hat den Vorteil, dass sie viel kommunikativer ist als der Privatermittler Sandmann.

„Mit ihrer direkten Art kann sie einem auch mal auf die Nerven gehen“, beschreibt Keller seine Figur. In denen stecken immer Personen aus dem Umfeld von Keller. „Mit der Zeit verselbstständigen sie sich“, sagt Keller.

Alleine am Schreibtisch
von 10 bis 13 Uhr

Hätte man Stefan Keller als jungen Erwachsenen gefragt, was er beruflich machen will, hätte er sich als letztes vorstellen können, Schriftsteller zu werden. „Der Beruf schien mir zu langweilig zu sein, weil man nur am Schreibtisch sitzt“, sagt Keller. Beeinflusst von der Novelle Vague, Hitchcock und dem New British Cinema hatte er mit Anfang zwanzig andere Pläne: er wollte Regisseur werden. Doch er merkte schnell, dass ihn das überfordern würde. „Ich kann eher für mich alleine Sachen ausarbeiten, als anderen zu sagen, was sie tun sollen“, sagt Keller.

Keller hat seinen Tagesablauf strukturiert: von 10 bis 13 Uhr schreibt er. Jeden Tag. „Das erleichtert das Schreiben, man ist immer in der Geschichte“, sagt Keller. Unlust verspürt er selten. Nur an manchen Tagen weiß er schon vorher, dass nichts Brauchbares herauskommen wird. „Zunächst geht es aber um den großen Bogen, erst wenn das Buch fertig ist, beginne ich mit der Überarbeitung“, sagt Keller.

Sein nächstes Buch ist ein zeitgeschichtlicher Roman und spielt in der ehemaligen DDR. Die Recherche für „Stirb, Romeo!“ und „Schabowskis Zettel“ war spannend, auch wenn Keller nur durch historische Dokumente die Zeit im Osten aufleben lassen kann. „1984 in Ostberlin ist im Gegensatz zu der Zeit in Bonn gut dokumentiert“, sagt er und wirkt sehr zufrieden mit seinem Beruf – auch wenn er dafür die meiste Zeit alleine am Schreibtisch sitzt.

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