Düsseldorf: Maskulinitäten : Mann, oh, Mann im Kunstverein
Düsseldorf Den „Maskulinitäten“ haben sich drei Häuser in Bonn, Köln und Düsseldorf verschrieben. Besuch am Grabbeplatz.
Die Kunstvereine in Bonn, Köln und Düsseldorf rufen die Maskulinitäten aus. Rolle rückwärts nach den feministischen Projekten. Im Pressetext zu den Ausstellungen heißt es, man wolle die „patriarchale und heteronormative Geschlechterkonzeption destabilisieren“. Das hört sich toll an, hat aber nichts mit Kunst zu tun. Angesichts all der nackten Tatsachen im Fernsehen und im Netz wirkt zumindest die Düsseldorfer Schau am Grabbeplatz eher harmlos.
Eigentlich sollte es ja gut tun, nach dem Feminismus-Rausch und der Me-Too-Debatte etwas über „Typisch Mann“ zu erfahren. Gleich im Foyer des Obergeschosses zeigt die schwedische Künstlerin Klara Lidén ein Slapstick mit einem wiederholt stolpernden Menschen im Börsenviertel von NY. Fällt da jemand über den männlich besetzten Finanzmarkt? Der Haken an dem gut gemeinten Video ist, dass die Person Frau wie Mann sein kann.
Katharina Sieverdings Fotomontagen aus der Lidl-Zeit kommen immer gut an. Wie jung sie vor knapp 50 Jahren alle waren, Gilbert und George, Claes Oldenburg und Imi Knoebel. An zwei Wänden spaziert der Besucher vorbei und sucht nach Leuten, die er kennt. Köstliche Schnappschüsse sind es, aber kaum nach dem Prinzip der Männlichkeit ausgesucht. Dasselbe gilt vis à vis für Nicole Eisenman. Ihr Ölbild in Gelborange ist ein Porträt ohne Genderdebatte. Die patente Künstlerin hat mit dem Pinsel die Farbe für die Nasenlöcher ausgekratzt und den Augen je einen blauen Tupfer verpasst. Thema verfehlt oder klug gehandelt?
Wie Träume pubertierender Kinder wirken die sehr schönen Aquarellzeichnungen von Evelyn Taocheng Wang. Die Chinesin war als Stipendiatin nach Amsterdam gekommen und hatte zur Auffrischung ihres Salärs in einem Massagesalon unweit vom Rotlichtviertel gearbeitet. Da konnte es passieren, dass das Angebot über die Massage hinaus erweitert wurde.
Dass die Feministin Nancy Spero gezeigt wird, die gerade eine große Retrospektive im benachbarten Essen erhielt, mit denselben Bildern der römischen Löwin, ist nicht ganz verständlich. Den Kuratoren muss selbst aufgefallen sein, dass derlei Kunst wenig zum hochtrabenden Thema der Männlichkeit beiträgt. So kam Tetsumi Kudo ins Spiel, der 1970 unter Karl-Heinz Hering, dem Vorgänger der Kunstvereins-Leiterin Eva Birkenstock, seine erste Retrospektive hatte.