Ausstellung Frauen, die Geschichte schrieben

Düsseldorf · Neue Ausstellung in der Mahn- und Gedenkstätte heißt „mutig - weiblich - unvergessen“.

 Die Schau ist in der Mahn- und Gedenkstätte.

Die Schau ist in der Mahn- und Gedenkstätte.

Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/Wilfried Meyer

Eine Straße nach einer bedeutenden Person zu benennen, sagt Hildegard Jakobs, stellvertretende Leiterin der Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte, ist die klassische Form der Würdigung wichtiger oder mutiger Taten. In Düsseldorf sind 885 Straßen nach Personen benannt – gerade einmal 70 davon würdigen Frauen. Doch das liegt nicht unbedingt daran, dass es keine Frauen gäbe, die etwas geleistet haben. Die Mahn- und Gedenkstätte erzählt in ihrer neuen Ausstellung die Lebensgeschichte von 16 Düsseldorfer Frauen, die eine Ehrung verdient hätten. Bekommen haben sie nur elf davon.

Manche der Frauen sind im Moment in aller Munde. Marie Juchacz etwa, die als erste Frau 1919 im Reichstag eine Rede gehalten hat, wird im Rahmen von „100 Jahren Frauenwahlrecht“ oft erwähnt. Auch Johanna Ey ist gerade in Düsseldorf alles andere als unbekannt. Allerdings sind da auch Frauen wie Hedwig Jung-Danielewicz, die sich ihr Medizinstudium erkämpfen, sich gegen Widerstand der männlichen Dozenten durchsetzen musste – und schließlich als erste eine Privatpraxis in Düsseldorf eröffnete. Oder Hulda Pankok, die immer wieder – auch bei der Ehrung per Straßenname – hinter ihrem berühmteren Mann Otto Pankok zurückstehen musste. Gemeinsam versteckten sie während der Zeit des Nationalsozialismus das Ehepaar Barz in ihrem Haus. Gerade beim Verstecken, sagt Hildegard Jakobs, seien oft die Frauen die gewesen, die das Ganze überhaupt ermöglicht hätten.

Auch Peter Neyses erinnert sich, dass man in seinem Elternhaus immer Verstecken spielen musste, wenn es an der Türe läutete. Die Eltern versteckten die Jüdin Erna Etscheid in ihrem Haus. „Und ich habe mich immer gewundert, warum sie sich immer an der gleichen Stelle versteckt hat“, sagt Peter Neyses. Er war damals fünf Jahre alt. Seine Eltern wurden später von der Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern geehrt“. Der Professor-Neyses-Platz in Düsseldorf ehrt hingegen nur den Vater. „Als ich das gesehen habe, war ich schon erstaunt“, sagt Peter Neyses.

Die Tafeln mit den Biografien der Frauen sind im Julo-Lewin-Saal der Mahn- und Gedenkstätte angebracht. Die Tafeln, die horizontal hängen, gehören zu Frauen, die bereits mit einer Straße geehrt wurden – denen mit vertikal gehängten Tafeln fehlt diese Ehrung. Dass Frauen so unterrepräsentiert sind, hat für die Historikerinnen Hildegard Jakobs und Astrid Hirsch, die die Ausstellung kuratiert haben, einfache Gründe. Die Biografien der Frauen seien schwieriger zu erforschen. „Im Melderegister sind oft nur die Hausherren verzeichnet“, sagt Jakobs. Außerdem seien die Geschichten vom Verstecken der Verfolgten meist kaum dokumentiert  – zumindest, wenn alles gut gegangen ist. Zudem sei auch nach dem Krieg wenig über solche Taten gesprochen worden. „In der frühen Nachkriegszeit wollte das niemand hören“, sagt Jakobs.

Erst später kam dann der Stein ins Rollen. Die Forscherinnen mussten sich mehr auf Zeitzeugenberichte, Tagebücher oder Briefe verlassen als auf Vermerke in Akten. Doch es gebe sie durchaus, da sind sich die beiden Kuratorinnen einig, die starken Frauen, die eine Ehrung genauso verdient haben, wie die vielen berühmten Männer.

Die Ausstellung läuft bis Sonntag, 24. März. Die Gedenkstätte an der Mühlenstraße 29 hat immer Dienstag bis Freitag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr und Samstag von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Montags bleiben die Türen geschlossen. Der Eintritt ist frei. Am Dienstag, 12. März gibt es um 19 Uhr eine kostenlose Führung mit den Kuratorinnen.

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