Ausstellung Oper: Sanierung oder Neubau? Eine Ausstellung als Entscheidungshilfe

Düsseldorf · „Große Oper – viel Theater“ beleuchtet im Opernhaus elf große Bauprojekte – von Hamburg über Berlin bis Oslo und Athen. Es geht um Bühnentechnik, die öffentliche Zugänglichkeit, Kosten und mehr.

 Blick in die Ausstellung „Große Oper – viel Theater“ im Düsseldorfer Opernhaus.

Blick in die Ausstellung „Große Oper – viel Theater“ im Düsseldorfer Opernhaus.

Foto: Melanie Zanin

Am Ende ihrer kleinen Führung durchs Opernhaus sorgte Andrea Jürges für betretenes Schweigen und schamhaftes Wegschauen. Wer denn kurz etwas zur Geschichte des Düsseldorfer Opernhauses sagen könne, fragte sie. Aber weder Intendant Christoph Meyer noch Geschäftsführerin Alexandra Stampler-Brown konnten. Oder wollten. Also übernahm auch das die Vize-Direktorin des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt, dessen Ausstellung mit dem Titel „Große Oper – viel Theater?“ bis zum 14. Juli in den oberen Foyers der Rheinoper zu sehen ist.

Die Ausstellung soll in Düsseldorf eine profunde Basis für die „große kulturpolitische Entscheidung für die nächsten Jahrzehnte“ (Lohe) schaffen: Soll das Opernhaus noch einmal saniert und womöglich auch erweitert werden? Oder wird es besser zugunsten einer neuen Oper abgerissen? Diese Debatte läuft in der Stadtgesellschaft seit Monaten, zumindest in ihrem hochkulturaffinen Teil. Die vom Stadtrat bestellte Ausstellung (die auch in Frankfurt, Köln, Hamburg oder Berlin gezeigt wird) zeigt exemplarische Sanierungen und Neubauten in Europa.

Los geht es mit der Erweiterung der Oper in Lyon, einem Bau aus dem 19. Jahrhundert mit denkmalgeschützter Fassade. 1989 wurde er nach von Jean Nouvel innen komplett umgebaut und durch Tiefbau sowie den spektakulären Dachaufbau aus Glas und Stahl erweitert. Das Problem: Es mangelt immer noch an Platz, so fehlen Hinter- oder Seitenbühnen, deshalb finden hier maximal 80 Opernabende im Jahr statt. Weitere Sanierungsbeispiele sind die Staatsoper unter den Linden in Berlin oder das Düsseldorfer Schauspielhaus gleich nebenan.

Unter den Neubauten ist Hamburgs Elbphilharmonie. Der horrend teure Mega-Bau ist längst das Wahrzeichen der Hansestadt, sieben Millionen Menschen haben es besucht, die Aussichtsplattform heißt bereits „Neuer Michel“. Soll heißen: Ein solch spektakulärer Neubau, der – und das ist das wichtigste – ein wirklich öffentlich zugänglicher Stadtort (ohne Ticket- oder Verzehrzwang) ist, kann ein großer Wurf für eine ganze Stadt sein, nicht nur für ihre Klassik- oder Opernfans. Will Düsseldorf so einen Ort, geht das wohl nur mit einem Neubau, das macht die Ausstellung (indirekt) klar. Etwa in Form des neuen Opernhauses von Oslo, das die Wahrnehmung der Stadt am Wasser prägt und sehr öffentlich ist, was in geringerem Maße auch für die neue Kopenhagener Oper gilt. Oder für Renzo Pianos großes Athener Kulturzentrum, das Musiktheater in Linz oder das neue Theater Heidelberg. Stets geht es um die Anforderungen an ein modernes Opernhaus, sowohl soziokulturell, als auch technisch und dahinter steht wie in Düsseldorf die Kardinalfrage: Kann man ihnen noch „im Bestand“ oder nur mit der Abrissbirne und folgendem Neubau gerecht werden? Dankenswerterweise werden neben architektonischen Visionen auch unangenehmere Fakten wie Bauzeiten und Kosten nicht ausgeklammert, sondern seriös (zur Vergleichbarkeit sogar umgerechnet in Baupreise von 2017) für alle elf Bauprojekte der Ausstellung aufgelistet. Im Schnitt benötigen sie von der Idee bis zur Realisierung übrigens 12, 5 Jahre. Dass es nicht nur teuer, sondern sehr teuer wird, das haben sie alle gemeinsam – ob Sanierung oder Neubau.


Öffnungszeiten: Für Opernbesucher immer eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Jedermann kann die Ausstellung im Mai sehen am Samstag, 4. 5. (12-15 Uhr), 11.5. (10.30-13.30), 18.5 und 25.5. (jeweils 12-15). Eintritt frei. Öffentliche Führungen finden am 8. Mai (19 Uhr), 12. und 26. 5. (jeweils 11) und 30.5. (14 Uhr) statt. (Anmeldung unter Tel. 892 5211).

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