Ausbildungsmarkt: Lehrstellen gibt es genug, aber es mangelt an Bewerbern

Zwar ist die Stellenzahl leicht rückläufig, doch der absehbare Mangel an Schulabgängern sorgt Agentur und Kammern mehr.

Düsseldorf. Auf dem Ausbildungsmarkt in Düsseldorf und Umgebung ist die Wirtschaftskrise kaum zu spüren. Zwar meldeten die Betriebe rund zehn Prozent weniger Ausbildungsstellen als im Vorjahr an, doch fast ebenso stark sank auch die Zahl der Bewerber. Zum Ende des Beratungsjahres bei der Agentur für Arbeit waren nur 72 Jugendliche unversorgt, im Oktober 2008 waren es 70.

Demgegenüber stehen aktuell allerdings 131 offene Ausbildungsstellen: "Damit stellt sich die Situation für Auszubildende weiterhin sehr gut dar", meint Ingo Zielonkowsky, Geschäftsführer bei der Arbeitsagentur.

Nun wollen die Arbeitsvermittler die 72 Jugendlichen möglichst schnell auf freie Lehrstellen verteilen. "Dafür müssen die jedoch offen für Alternativen zu ihrem Wunschberuf sein", mahnt Zielonkowsky. Im großen und Ganzen aber passen Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt recht gut zusammen. das zeigt schon der Blick auf die Toplisten der Berufe:

Bei den von den Betrieben angebotenen Stellen rangieren Kauffrau/-mann (Büro und Einzelhandel) ganz vorne, es folgen Verkäufer, Banker und zahnmedizinische Fachangestellte. Bei den Berufswünschen der Bewerber stehen ebenfalls die Büro- und Einzelhandelskaufleute sowie Verkäufer ganz oben. Gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Handwerkskammer (HWK) startet die Agentur für Arbeit am 27. Oktober eine Nachvermittlungsaktion.

Ein moderates Minus konstatieren auch die Kammern in ihren Lehrstellenbilanzen. Bei der HWK sind es fast sechs Prozent weniger als im - allerdings sehr guten - Jahr 2008, deutlich schwächelt hier nur das Kfz-Handwerk. Bei der IHK ging’s um 9,7 Prozent runter. "Damit liegt die Zahl der Ausbildungsverträge aber immer noch über dem sehr erfolgreichen Jahr 2006", ordnet IHK-Geschäftsführer Clemens Urbanek die Statistik ein.

Die Kammern sorgt etwas anderes viel mehr: Dass die Betriebe bei einer weiter zurückgehenden Zahl von Schulabgängern nicht mehr genug Lehrlinge finden. "Unser Problem ist, dass es immer weniger Haupt- und Realschulabsolventen, aber auch Fachabiturienten gibt", sagt HWK-Geschäftsführer Axel Fuhrmann.

Nur Abiturienten gebe es immer mehr, die aber strebten meist keine Ausbildung an. Fuhrmann: "Die Betriebe werden viel stärker und pfiffiger um sie werben müssen. Und wir müssen Eltern und Schülern klar machen, dass es keine bessere Basis für das Berufsleben gibt, als eine abgeschlossene Ausbildung."

Warum stattdessen jetzt über 500 junge Leute an der Heine-Uni ein Germanistik-Studium begännen, sei ihm schleierhaft: "Was haben die denn für eine Perspektive? So viele Taxifahrer jedenfalls werden nicht gebraucht", stellt Fuhrmann polemisch fest.

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