Auf dem Gerüst sind Handschuhe wichtiger als eine Mütze

Fred Peetz (50) und seine Kollegen arbeiten auch bei dem eisigen Wetter unter freiem Himmel – selbst bei minus 16 Grad.

Düsseldorf. Die Männer sind so hart wie das Material, mit dem sie jeden Tag zu tun haben: Stahl. Unter freiem Himmel bei minus 5 Grad am frühen Morgen müssen die Arbeiter der Rather Gerüstbaufirma Pebol die eiskalten Metallstreben vor dem Geschäft an der Königsallee aufeinander stecken und verschrauben. "Die Temperaturen sind uns eigentlich egal. Wir haben im vergangenen Jahr schon bei minus 16 Grad gearbeitet", sagt Gerüstbauobermonteur Fred Peetz und schmunzelt dabei.

Die gerade erst frisch getrocknete Platzwunde an der Stirn des 50-Jährigen verrät die wahren Feinde der Gerüstbauer: Wind, Regen und Schnee. "Ich bin heute auf einer eisglatten Kunststoffplane ausgerutscht und mit dem Kopf irgendwo vorgeschlagen", erklärt Peetz und zuckt die Schultern, als wäre gar nichts geschehen. Als Kolonnenführer nimmt er die Gefahren der Witterung allerdings äußerst ernst. Bei frisch gefallenem Schnee werden die Arbeiten gar nicht erst begonnen. Dann endet der Arbeitstag, bevor ein erster Handschlag getan wurde. Temperaturen spielen jedoch bei dieser morgendlichen Einschätzung um 7 Uhr keine Rolle. Die eiskalten Stahlträger werden sowieso nur mit Handschuhen angepackt - selbst die härtesten Malocher würden sonst schon nach wenigen Minuten schreien vor Schmerzen.

Dafür fällt die "Kleidungsordnung" der Männer äußerst individuell aus. Während ein junger Kollege wie ein Eskimo verhüllt auf einer Querverstrebung in fünf Meter Höhe mit der "Ratsche" schraubt, arbeitet Peetz an der eisigen Luft ohne Mütze, hat die Jacke über der Latzhose geöffnet und die obersten Knöpfe seines Hemds sind fast schon leger aufgeknöpft. Immerhin ist noch ein T-Shirt darunter zu sehen. "Ich bin das halt so gewohnt", meint er mit gesund gerötetem Gesicht. Kein Wunder, dass ihm nach Feierabend der erste Schritt in die Wohnung wie ein Saunabesuch vorkommt. "Meine Frau ist zwar dagegen, aber wenn ich nach Hause komme, drehe ich erstmal die Heizung herunter." 19 Grad Zimmertemperatur, das sei für ihn sehr angenehm.

Dennoch ist Peetz kein Aufschneider, der dem Malocherklischee auf der Kö Ehre erweisen möchte. "Das ist schon extrem, bei diesem Wetter arbeiten zu müssen." Und - natürlich - sei es unter freiem Himmel im Sommer angenehmer zu arbeiten. Aber eigentlich müsse man sich nur richtig warmarbeiten. "Die erste halbe Stunde, die ist immer ein bisschen schwierig." Zumal mit fortschreitendem Alter und im März 35-jähriger Tätigkeit schon das ein oder andere Zipperlein gerade bei der Kälte zwicke. Eine schwere Verletzung aufgrund eines witterungsbedingten Unfalls habe er aber noch nicht zu beklagen gehabt. Nur die eine oder andere Bänderdehnung.

Und gegen einen Urlaub auf Mallorca oder besser noch dem ewig mild temperierten Gran Canaria - auch im Winter - habe er gar nichts.

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