Porträt Die Düsseldorfer Madame la Présidente

Düsseldorf · Ariane Bommers ist die neue Präsidentin des Deutsch-Französischen Kreises in der Landeshauptstadt. Eine Frau, die beide Länder sehr gut kennt.

 Ariane Bommers ist nun die Vorsitzende des Deutsch-Französischen Kreises in Düsseldorf.

Ariane Bommers ist nun die Vorsitzende des Deutsch-Französischen Kreises in Düsseldorf.

Foto: (c)Petra Kammann

Darf ich vorstellen? Madame la Présidente. Comme il faut wird Ariane Bommers seit ihrer Wahl im Juli im Rathaus, Landtag oder anderen offiziellen Gelegenheiten vorgestellt – als Präsidentin des Deutsch-Französischen Kreises Düsseldorf (DFK), der sich seit fast 70 Jahren für Annäherung und Vertiefung der Beziehungen zwischen beiden Nationen engagiert. In den vergangenen Jahrzehnten sind sich zwar Deutsche und Franzosen immer näher gekommen. Aus ehemaligen Kriegsgegnern sind längst Partner und Freunde geworden.

Doch im Alltag – fern von Empfängen und schönen Reden – der von Präsidenten und Kanzlern reichlich beschworenen deutsch-französischen Freundschaft immer neue Impulse zu geben, das hat sich die Juristin Ariane Bommers, Jahrgang 1958, zum Ziel gesetzt. Ob bei der Verleihung des vom DFK ausgelobten Prix Abibac, bei regelmäßigen Proben des deutsch-französischen Chors in der Aula des Luisen-Gymnasiums oder bei der Organisation der 70-Jahr-Feier des DFK 2020. Madame ist nicht nur die erste Frau, sondern auch die erste Französin an der Spitze des Traditions-Vereins, zu dem heute über 400 Deutsche und in Düsseldorf (und Umgebung) lebende Franzosen gehören.

Obwohl die zierliche, aparte und selbstbewusste Frau – meist klassisch elegant in Chanel und Hermès – in Phnom Penh geboren wurde (Mutter Schweizerin, Vater Diplomat aus kambodschanischem Hochadel). Mit 15 floh Ariane mit Mutter und vier Geschwistern vor den Roten Khmer nach Paris. Bis heute meidet sie das Thema Massenmord und Barbarei durch Pol Pot. „Es war eine schlimme Zeit.“ Mehr ist ihr nicht zu entlocken. Dennoch absolvierte sie mit eisernem Willen ihr Jura-Studium an der Pariser Universität. Mit Glanz und Gloria. Und sog französische Kultur, Rechtsnormen und Lebensart in sich auf. Mitmenschlichkeit und Gerechtigkeit nennt sie als ihre Leitwörter. Geprägt sei sie von ihrem Jura-Professor Robert Badinter, der 1981 als Justizminister unter Präsident Francois Mitterand, als erste Amtshandlung die Todesstrafe in Frankreich abschaffte. Ferner befolge sie bis heute drei Prinzipien: Souveränität, also Unabhängigkeit, Struktur (in täglicher Arbeit) und Strategie (bei neuen Projekten und Netzwerken).

Ihren Mann lernte Bommers in Frankreich kennen

An der Seine, wo sie immer noch eine Wohnung hat, lernte sie auch Peter Bommers – Sohn einer Dortmunder Unternehmer-Familie – kennen. Die beiden heirateten 1984 in der Nähe von Paris. Im prächtigen Rathaus von Neuilly-sur-Seine. Die standesamtliche Zeremonie wurde vollzogen, die Urkunde unterschrieben vom damals jüngsten Bürgermeister Frankreichs – Nikolas Sarkozy, der von 2007 bis 2012 Monsieur le Président de la République sein sollte.

Über Bielefeld und Karlsruhe kamen die Bommers 1994 nach Düsseldorf. Madame schloss sich sofort dem DFK an und baute ein Netzwerk auf, bis heute ihre Basis. Ihre Kinder Maximilan und Lara besuchten das Lycée Francais (Graf-Recke-Straße) und absolvierten nach deutsch-französischem Abitur mehrsprachige Studien an europäischen Eliteschulen. Internationalität, sich wegen eines neuen Jobs schnell eine weitere Sprache aneignen – ob Chinesisch (Maximilan) oder Portugiesisch (Lara) – bei Bommers gehört das zum Alltag.

Berufsbedingt auch für Ariane Bommers, die asiatische und europäische Kultur in sich vereint. Neben Familie und Kindererziehung, die für sie Nummer Eins sind, arbeitete sie bei der Internationalen Handelskammer in Paris, dann in Den Haag. 1991 wurde Madame Bommers, nach Zusatzprüfung in Internationalem Recht, zur „Internationalen Schiedsrichterin“ ernannt. Eine Position, die sie auch für Kontakte zur politischen Klasse nutzte. Bis heute ist sie als Gutachterin in weltweiten Streitfällen gefragt. Klar, dass sie wegen strenger Schweigepflicht von spektakulären Fällen nicht reden darf. Weder privat noch öffentlich.

All diese Tätigkeiten erklären ihr diplomatisches Geschick und sicheren Umgang mit Etikette. Für den DFK sicherlich ein Glücksfall, wie selbstverständlich sie Gespräche führt, mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Bildung. So empfing sie kürzlich im Industrie-Club Frankreichs Botschafterin in Berlin, die über den Aachener Vertrag (im Januar unterzeichnet von Merkel und Macron) sprach.

Aber auch bei Themen wie Kultur und Kunst ist sie zu Hause. Denn ihr Großvater mütterlicherseits war der Maler und Zeichner Gérard Schneider (1896-1986), bekannt als Vertreter der lyrischen Abstraktion, besonders in Frankreich hoch gehandelt. Den Nachlass verwaltet Ariane Bommers, kümmert sich um Werkverzeichnis und Galerie-Ausstellungen in Paris.

Wenn sie an der Seine ist – was fehlt ihr dort nach 35 Jahren in Deutschland? Mit einem Schmunzeln: „Die deutsche Ordnung. In Paris ist alles so chaotisch. Straßenverkehr, Verwaltung, Papierkram. Hier funktioniert alles besser.“ Und: „Die Menschen am Rhein sind gelassener und freundlicher.“ Was sie hier vermisst? „Paris hat in jedem Viertel immer noch viele Buchhandlungen, in denen man stundenlang stöbern kann. Dort geben Buchhändler Tipps und sind mehr als nur Verkäufer.“

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