Düsseldorf Anmeldezahlen: Hauptschulen schleppen sich so gerade noch ins Ziel

Alle sieben Hauptschulen können mindestens eine 5. Klasse bilden. Bei den Gymnasien holte das Görres in der zweiten Runde rasant auf.

Rektor Klaus-Peter Vogel in einem Torbogen der Gemeinschaftshauptschule Bernburger Straße. Archiv

Rektor Klaus-Peter Vogel in einem Torbogen der Gemeinschaftshauptschule Bernburger Straße. Archiv

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Die noch sieben Hauptschulen in Düsseldorf können nun doch alle eine Eingangsklasse im Schuljahr 2017/18 bilden. Nachdem diese Schulform im ersten Anmeldeblock vor 14 Tagen nur noch auf 86 Anmeldungen kam, hat sich die Zahl in der am Freitag zu Ende gegangenen zweiten Runde auf 185 erhöht. „Auch diese Zahl ist noch vorläufig, bis zum Schulstart Ende August kommen sicher noch einige Kinder dazu“, sagt Klaus-Peter Vogel, der Sprecher der Düsseldorfer Hauptschulen.

Vogel rechnet da insbesondere mit Zugängen von Seiteneinsteigern (u.a. Flüchtlinge) und Schülern mit Förderbedarf. Dennoch ist er in Sorge: „Die zweite Anmeldephase hat uns doch weniger Zulauf beschert, als wir insgeheim erhofft haben.“ Zwei bis drei Hauptschulen, darunter auch Vogels an der Bernburger Straße, können zwei Züge in der „5“ bilden, ansonsten reicht es nur zu einem Zug mit der Mindestschülerzahl 18.

Nicht nur, weil er selbst ein passionierter Hauptschullehrer ist, hält Vogel diese Schulform dem schlechten Trend zum Trotz nicht für obsolet: „Man muss sehen, dass in die 7. Klasse dann die Rückläufer von anderen Schulformen zu uns kommen, letztes Jahr waren das 150.“ Allerdings sinkt auch die Rückläuferzahl seit Jahren, 2010 waren es noch mehr als 300 in Düsseldorf. Vogel: „Immer wieder hören wir dann von Eltern, deren Kinder zur 7. Klasse zu uns kommen: Hätten wir gewusst, wie gut sie hier gefördert und ausgebildet werden, hätten wir sie gleich nach der Grundschule angemeldet.“

Auch Hans-Jürgen Gürke, Leiter der Hauptschule in Benrath, glaubt fest an die Daseinsberechtigung der Hauptschule, weiß aber natürlich auch, dass ihr Ruf gelitten hat: „Letztlich entscheiden die Eltern über die Schulform, und immer mehr glauben, dass ihr Kind mit der Hauptschule keine Perspektive hat.“ Vogel wird da deutlicher: „Politik und Gesellschaft reden die Hauptschule seit Jahren tot.“ Dabei sei im Grunde jedem klar, dass nie und nimmer 60 Prozent der Grundschulabgänger wirklich fürs Gymnasium geeignet sind. Vogel: „Ich hatte gerade eine Mutter hier, deren Kind eine Drei und sonst nur Vieren hat. Trotzdem wollte sie es am liebsten aufs Gymnasium schicken.“

Der Schülerschwund belastet auch die Stimmung in den Lehrerkollegien. Existenzangst habe keiner, sagt Vogel, weil jeder notfalls woanders unterkomme, aber: „Wir sind ein gewachsenes Sozialgefüge, arbeiten lange zusammen, das möchten viele nicht verloren gehen sehen.“ Und: „Etliche Lehrer haben sich bewusst für eine Hauptschule entschieden.“ Auch Gürke bestätigt, dass die unsichere Situation seine Lehrer belaste: „Das gilt unabhängig von ihrem Status, ob sie also verbeamtet sind oder nicht. Das Kollegium ist über Jahre gewachsen, die Sorge ist, was aus dem Standort wird.“

Auch bei den Gymnasien endete am Freitag die zweite Anmeldephase — und die Umverteilung zwischen den Schulen. Genaue Zahlen legt die Stadt am Montag vor, alle gehen aber mindestens mit drei Zügen an den Start. Wie die WZ erfuhr, hat insbesondere das Görres-Gymnasium rasant aufgeholt. Nur 63 Neuanmeldungen hatte es zunächst, mittlerweile sind es offenbar über 100 — so dass nun auch das Gymnasium an der Kö plötzlich einen Überhang hat.

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