Staatsanwaltschaft Anklage gegen mutmaßlichen Düsseldorfer Frauenmörder erhoben

Düsseldorf · Kerzen und verwelkte Blumen zeugten am Tatort von dem blutigen Verbrechen: Eine 36-jährige Düsseldorferin war im August in der Innenstadt auf offener Straße erstochen worden. Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen ihren mutmaßlichen Mörder erhoben.

 Am Tatort waren Blumen niedergelegt worden.

Am Tatort waren Blumen niedergelegt worden.

Foto: dpa/Christophe Gateau

Nach der Tötung einer Frau auf offener Straße in Düsseldorf hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen ihren mutmaßlichen Mörder erhoben. Das teilte eine Sprecherin des Düsseldorfer Landgerichts am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit. Die 36-Jährige war im August in der Düsseldorfer Innenstadt mit zahlreichen Messerstichen umgebracht worden. Das Verbrechen hatte für Entsetzen gesorgt. Am Tatort hatten Passanten zum Ausdruck ihres Beileids Blumen und Kerzen abgelegt.

Der Anklage zufolge hatten sich das Opfer und der 44-Jährige gekannt. Er habe in einem Kiosk nahe der Wohnung der acht Jahre jüngeren Frau gearbeitet. Laut Staatsanwaltschaft könnte das Mordmotiv die Zurückweisung des Iraners gewesen sein: Sie habe den Kontakt mit ihm vermieden und sich Kontakte mit ihm verbeten.

Bereits kurz nach der Tat war verschmähte Liebe als mögliches Motiv aufgetaucht. In einem von den Ermittlern als echt eingestuften Brief hatte der Mann der Frau seine Zuneigung offenbart und sie gebeten, die Blockade seiner Telefonnummer aufzuheben. „Jeder Sekunde ohne Dich ist die Hölle für mich“, heißt es darin in holprigem Deutsch. Auch von einem Streit ist die Rede. Der Brief endet mit: „Ich mag Dich sehr.“

Nach der Tat hatte sich der Kiosk-Mitarbeiter abgesetzt. Spezialkräfte hatten seine leere Wohnung gestürmt. Eineinhalb Wochen später war der international gesuchte Flüchtige in Südspanien in Sevilla von Polizisten festgenommen worden. Zum Mordvorwurf der Anklage habe er bislang geschwiegen, so die Staatsanwaltschaft.

Ein Passant war Augenzeuge der Tat geworden. Ihm sei die Frau zu Fuß entgegen gekommen, verfolgt von dem Verdächtigen. Dann habe er Schreie gehört, sich umgedreht und gesehen, wie der Mann im hellblauen Trainingsanzug auf die Frau eingestochen habe, hatte er ausgesagt.

Ein Radfahrer und der Passant hatten den Flüchtigen noch verfolgt, die Verfolgung aber abgebrochen, nachdem sie von dem Mann bedroht worden waren. Die Obduktion hatte ergeben, dass drei der zahlreichen Messerstiche tödlich waren.

Bei dem 44-Jährigen handele es sich um einen anerkannten Flüchtling aus dem Iran. Er war 2001 nach Deutschland gekommen und ist nicht vorbestraft.

Geprüft wird, ob der Mann zur Tatzeit voll schuldfähig war. Die Ermittler hatten von Anzeichen für eine geistige Einschränkung berichtet. So sei er wegen geistiger Defizite als behindert und 50 Prozent erwerbsgemindert eingestuft gewesen. Zum Zeitpunkt der Anklage habe das psychiatrische Gutachten des Sachverständigen noch nicht vorgelegen, sagte die Gerichtssprecherin.

Der Verdächtige war per Charterflug nach Düsseldorf zurückgebracht worden. Den Behörden zufolge war er im Gefängnis in Spanien mehrfach gewalttätig geworden. Deswegen habe sich keine Fluggesellschaft gefunden, die den Mann per Linienflug befördern wollte. Das Gericht muss nun über die Zulassung der Anklage zum Prozess entscheiden.

(dpa)
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