Angst beim Autofahren: Ein Seminar hilft Frauen

Seminar: Viele Frauen wären gerne wieder mobil, fürchten sich aber aus unterschiedlichen Gründen vor dem Auto. Der Tüv hilft.

Düsseldorf. Sieben Damen sitzen erwartungsvoll in der Runde - sie sind am frühen Samstagmorgen an die Immermannstraße zum Tüv-Seminar "Frauen gegen Fahrangst" gekommen. Sie fahren alle seit Jahren kein Auto mehr - aber sie würden es so gerne wieder versuchen.

Renate Misch hatte schon vor 30 Jahren in ihrer Fahrschul-Zeit ein negatives Erlebnis. "Da lief mir während einer Fahrstunde ein Kind vor das Auto. Das werde ich nie vergessen", berichtet sie.

Dem Kind sei zwar nichts passiert, aber es habe sie geprägt. Bis heute begleite sie die Angst, jemanden zu verletzen. "Ich habe Angst, nicht schnell genug reagieren zu können." Deswegen sei sie nicht mehr unbelastet beim Thema Autofahren. Auch Verena Beckes sitzt nicht mehr hinter dem Steuer. "Mein Vater hat früher immer an mir rumgenörgelt, wenn ich gefahren bin. Das war furchtbar!"

Autobahn, Lkw und Geschwindigkeit - drei Reizworte für die verletzten Fahrerinnenseelen. Irgendwann haben sie nach ihren Erlebnissen alle das Autofahren eingestellt. Viele der Frauen, sie sind im Alter zwischen Anfang 30 und Mitte 60, befinden sich jetzt in einer neuen Lebensphase und würden gerne wieder mobil sein, doch so einfach fährt man eben nicht los.

"Was würde passieren, wenn Ihr Problem weg wäre?", will Verkehrspsychologin Susan Wall an diesem Morgen zuerst wissen. Schnell sind sich alle Damen einig: Auto fahren! "Mit meinen Freundinnen in die Sauna", "Zum Shoppen", "Mit meinem Hund Richtung Sauerland". Um dieses Ziel zu erreichen, gilt es zunächst, vier Stunden lang Gruppengespräche, Dialoge und Übungen mit der Verkehrspsychologin zu absolvieren.

Mit dabei sind auch zwei Fahrlehrerinnen. Fahrangst durch Mangel an Routine, erfahren die Damen, sei etwas ganz Normales. Und dann bemüht Wall die Statistik: Es seien zum überwiegenden Teil junge Männer, die schwere Zusammenstöße verursachten. Frauen bauten deutlich weniger Unfälle als Männer. Und manches Vorurteil verunsichere zudem: "Von wegen Frauen können nicht einparken, das ist allein eine Sache der Übung", weiß Fahrlehrerin Kerstin Schalk.

Dieser Ausflug in die Welt der Motivation und Fakten zeigt Wirkung: Alle haben Übungsstunden bei den Fahrlehrerinnen gebucht und sind fest entschlossen, bald wieder auf vier Rädern unterwegs zu sein. "Ich war ja etwas skeptisch, aber es war echt gut hier", freut sich Heike Kießlich. "Ich glaube, es gibt viele Frauen, die dieses Problem haben, aber die meisten wissen gar nicht, was man dagegen machen kann!"

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