Angriff auf den Kauf-Sonntag

Kirchen kämpfen weiter gegen offene Läden, jetzt bewegt sich auch die CDU.

Düsseldorf. An wie vielen Sonntagen und wo die Geschäfte dieses Jahr öffnen dürfen, entscheidet der Stadtrat Mitte April. Beantragt sind 16 in Innenstadt und Stadtteilen. Doch anders als in den vergangenen Jahren, als die Wunschliste des Einzelhandels meist flott durchgewunken wurde, zeichnet sich nun ein Gesinnungswandel ab.

Während SPD, Grüne und Linke seit jeher die „Flut verkaufsoffener Sonntage“ zurückdrängen möchten, tritt nun auch die CDU auf die Bremse. „In den Stadtteilen sehen wir inflationäre Tendenzen. In Gerresheim zum Beispiel gab es zuletzt einen verkaufsoffenen Sonntag ohne echten Anlass, nur weil dort erst drei der vier möglichen Öffnungstage verbraucht waren“, sagt CDU-Ratsherr Stephan Friedel.

Am Montagabend waren die Spitzen der Kirchen, Stadtdechant Rolf Steinhäuser und Superintendentin Henrike Tetz, mit dem Einzelhandelsverband zu Gast bei der CDU-Fraktion. Und nachher stimmte selbst die „Händler-Riege“ in der Partei zu, dass man erst einmal am „Runden Tisch“ unter Beteiligung der lokalen Werbegemeinschaften die Termine im einzelnen diskutiert. Friedel: „Dann wird geklärt, welche Feste im Stadtteil wirklich wichtig sind und sich zur Ladenöffnung eignen.“

Der Auftritt der Kirchenleute hat bei den Christdemokraten offenkundig Eindruck gemacht. Und obgleich die Kirchen nach wie vor prinzipiell gegen jede Sonntagsöffnung sind, zeigen auch sie Entgegenkommen: So stimmt man einer Ladenöffnung am 15. Mai zum Song Contest zu: „Der hat echte Ausnahmebedeutung“, sagt Steinhäuser.

Doch aus dem Wunsch, die vier stadtweiten Verkaufssonntage wenigstens — wie Bonn — auf drei zu reduzieren, wird wohl erst ’mal nichts. In punkto Innenstadt bleibt Schwarz-Gelb hart.

Nachdem sich der Streit 2010 am Reformationstag entzündet hatte, wehren sich die Kirchen jetzt gegen offene Läden am 30. Oktober, dem Erntedank-Sonntag: „Der steht gerade nicht für Konsum“, findet Tetz. Grundsätzlich gehe es um den „freien Menschen“:

„Der Sonntag ist Symbol der Freiheit vom wirtschaftlichen Zwang“, sagt Steinhäuser. Tetz betont, wie wichtig der Tag für die „Erholung der Gesellschaft“ sei. Begegnungen lebten davon, dass es einen gemeinsamen freien Tag gibt. Es gehe nicht um Schutzzäune für Gottesdienst oder Messe. Steinhäuser: „Ein Verbot verkaufsoffener Sonntag würde die Kirchen nicht voller machen.“

Dass sie es ernst meinen mit der Gemeinschaft, wollen die Kirchen am 3. Juli beweisen. Dann gibt es ein Fest quer durch die Stadt, Motto: „Shoppst Du noch oder feierst Du schon?“ An tausenden Tischen auf den Straßen sollen Nachbarn sich begegnen und Essen und Trinken teilen.

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