Angela Hebeler: „Ich will die Kritiker mit meiner Arbeit überzeugen“

Angela Hebeler (Grüne) über Skeptiker in den eigenen Reihen, politische Vorbilder und private Laster.

Angela Hebeler: „Ich will die Kritiker mit meiner Arbeit überzeugen“
Foto: Sergej Lepke

20 Fragen in zehn Minuten — die Antworten werden nahezu wörtlich wiedergegeben. In einer Serie stellen sich die Spitzenkandidaten für die Stadtratswahl einem Blitzinterview. Heute ist es Angela Hebeler (Grüne), die auf Fraktionssprecherin Iris Bellstedt (neben Norbert Czerwinski) folgt.

Sie sind seit 20 Jahren mit Unterbrechung im Stadtrat dabei. Warum jetzt der Sprung in die erste Reihe?

Hebeler: Ich bin jetzt schon Mitglied des Fraktionsvorstands, es macht mir viel Spaß zu gestalten. Und nach 20 Jahren ist die Zeit jetzt reif für diesen Schritt.

Wovor haben Sie bei Ihrer neuen Aufgabe den größten Respekt?

Hebeler: Vor der Gesamtverantwortung für die Partei.

Nicht alle bei den Grünen trauen Ihnen diese Aufgabe zu. Wie gehen Sie mit diesem Gegenwind um?

Hebeler: Ich will meine Kritiker mit meiner Arbeit überzeugen.

Was ist Ihr wichtigstes Ziel für die neue Legislaturperiode?

Hebeler: Die Vielfalt der Menschen in Düsseldorf soll stärker anerkannt und gefördert werden. Denn wenn alle in einer Stadt ihr Bestes geben können, dann ist eine Stadt reich.

Jetzt ist das nicht der Fall?

Hebeler: CDU und FDP haben nur einen kleinen Ausschnitt der Bevölkerung im Blick. Es gibt etwa keine Willkommenskultur für Flüchtlinge. Schwarz-Gelb ist es nur wichtig, dass die deutsche Sprache beherrscht wird. Die Probleme von Lesben und Schwulen werden ebenfalls kaum wahrgenommen, dabei wäre viel mehr Antidiskriminierungsarbeit nötig.

Die FDP will Kitas für unter Dreijährige auch gratis anbieten. Was halten Sie davon?

Hebeler: Da soll der zweite Schritt vor dem ersten gegangen werden. Zuerst müssten überhaupt mehr Plätze für unter Dreijährige geschaffen werden. Des Weiteren geht es um eine bessere Ausstattung, auch die Gruppen sollten kleiner werden. Danach kann man darüber reden, ob man alle beitragsfrei stellt.

Haben Sie als Grüne eigentlich ein Auto?

Hebeler: Wir haben ein Familienauto. Das nutzt aber zum großen Teil meine Frau, die eine sehr schlechte ÖPNV-Anbindung zu ihrer Arbeitsstelle hat. Ich bin meistens mit Bus und Bahn unterwegs und mit dem Fahrrad. Ich überlege jetzt, mir ein Klapprad zu kaufen, um beides miteinander verbinden zu können.

Und wie kommt da Ihr Hund mit?

Hebeler: Ein deutscher Jagdterrier, der inzwischen blind ist. Er fährt etwa mit mir in der Straßenbahn ins Büro, wohin ich ihn manchmal mitnehme.

Noch mal zurück zum Auto, Tempo 30 in der ganzen Stadt wäre aber ganz schön langsam, oder?

Hebeler: Das fordern wir aber auch nicht. Wir wollen zunächst Tempo 30 vor Kitas, Schulen, Seniorenzentren und Krankenhäusern. Wenn sich das bewährt, dann kann man über weitere Schritte reden.

Wo widersprechen Sie privat Ihrer grünen Lebenseinstellung am deutlichsten?

Hebeler: Ich rauche.

Sie waren eines der ersten Ratsmitglieder, das offen zu seiner Homosexualität gestanden hat. Wie hat sich das Klima diesbezüglich im Rathaus und in der Stadt verändert?

Hebeler: Das kann ich schwer beurteilen, denn bei den Grünen ist das Klima von Beginn an diskriminierungsfrei gewesen. Bei der herrschenden Stadtpolitik ist das aber nicht der Fall. Ich glaube nicht, dass Mitarbeiter in der Stadtverwaltung offen mit Ihrer Homosexualität umgehen. Das ist mir jedenfalls nicht bekannt.

Vor welcher politischen Leistung haben Sie den größten Respekt?

Hebeler: Ich bewundere alle Menschen, die sich um Frieden und Verständigung bemühen und nicht aufgeben.

Gibt es ein politisches Vorbild?

Hebeler: Für mich war das Marit von Ahlefeld, die mich gefragt hat, ob ich für die Grünen im Rat Politik machen will. Sie hat mich in die Thematik der Frauenpolitik eingeführt. Bei ihr hat mich immer ihre Hartnäckigkeit beeindruckt.

Was halten Sie eigentlich von Joschka Fischer, der auch bei den Grünen sehr polarisiert?

Hebeler: Er hat es immer gesucht und gebraucht, sich politisch zu reiben. Er war der beste Außenminister, den Deutschland je hatte. Er hat eine deutliche, verständliche Sprache gesprochen und ist in seinen Handlungen sehr transparent gewesen. Und ich glaube, ein Stück weit fehlt er der Partei.

Sie werden von Parteifreunden als „Frauenkämpferin durch und durch“ beschrieben. Warum ist das zu Ihrem zentralen Thema geworden?

Hebeler: Rechtlich mag die Gleichstellung auf dem Papier stehen, nur in der Realität ist das noch nicht umgesetzt. Für mich ist das aber grundlegend.

Welche Eigenschaft schätzen Sie bei einer Frau am meisten?

Hebeler: Humor.

Und bei einem Mann?

Hebeler (überlegt): Auch Humor.

Eine schwarz-grüne Mehrheit ist rechnerisch realistisch. Ist sie das auch politisch?

Hebeler: Ich habe mir das Wahlprogramm der CDU angeguckt. Da steht nichts drin. Wir hätten zwar an ihrer Stelle auch bilanziert, was gut gelaufen ist. Aber es fehlen Visionen für die Zukunft. Einzige Ausnahme ist die Rheinuferpromenade. Aber: Wollen wir dafür wirklich Geld in die Hand nehmen? Geht nicht etwa der Ausbau der U3-Betreuung vor? Wir haben unsere Prioritäten klar benannt. Die CDU müsste dann nach der Wahl entscheiden, welche Punkte sie mit uns umsetzen will und welche nicht. Und dann müssten wir sehen, ob das reicht.

Wo würden Sie am liebsten Wohnen, wenn nicht in Düsseldorf.

Hebeler: Irgendwo am Meer.

Haben Sie ein Lebensmotto?

Hebeler: Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

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