Angehende Ärzte helfen Flüchtlingen

Medizin-Studenten begleiten im Wahlfach Menschen aus Unterkünften zu Terminen. Auch Dolmetscher sind dabei.

Angehende Ärzte helfen Flüchtlingen
Foto: S. Lepke

Flüchtlinge zum Arzt begleiteten, das zählt an der Uni Düsseldorf als eigenes Fach. Seit einem Jahr stehen Medizin-Studenten Menschen aus Unterkünften bei Untersuchungen zur Seite. Zusammen mit einem ehrenamtlichen Dolmetscher, ebenfalls meist Studenten, wirken sie bei Terminen als Vermittler. Sie kennen die ärztliche Seite ebenso wie die der Patienten. An der Uni werden sie im Seminar auf Besonderheiten vorbereitet, auf Formalien ebenso wie auf mögliche Auswirkungen von Flucht-Erfahrungen auf den Körper.

Die Studenten Lea Laskowski und Lang Tong haben das Wahlfach gemeinsam mit anderen Studenten, mit der Uniklinik und der Diakonie aufgebaut. „In einer Unterkunft haben wir nachgefragt, wie wir helfen können“, sagt Laskowski. Häufig haperte es bei Arztbesuchen an der Verständigung, an formalen Problemen; Dolmetscher fehlen. So könne es passieren, dass Beschwerden nicht richtig eingeordnet werden können.

Für viele Betroffene, die in Unterkünften der Diakonie und des Deutschen Roten Kreuzes leben, sieht das mittlerweile anders aus: Sie gehören zum Projekt der Uni, das kontinuierlich wächst. Hat ein Flüchtling einen Arzttermin, so wird dieser in einer Datenbank eingetragen. Medizinstudenten und ehrenamtliche Dolmetscher finden sich daraufhin als Team zusammen.

Sie fragen vor dem Termin die wichtigsten Punkte ab, zum Beispiel zu Vorerkrankungen, zu genauen Beschwerden, aber auch zu den Umständen der Flucht, die relevant sein könnten: zum Beispiel, in welchen Ländern der Patient war. Sie erklären aber auch den Betroffenen, was auf sie zukommt. Die Studenten kennen sich mit Formalien und, soweit möglich, mit kulturellen Besonderheiten aus, übertragen medizinische Begriffe in Alltagssprache, die gut zu übersetzen ist.

1500 Flüchtlinge können derzeit auf diese Weise versorgt werden. 20 Sprachen werden von rund 100 Freiwilligen abgedeckt. „Arabisch ist dabei am meisten gefragt, aber auch Farsi und Kurdisch“, wie Tang erzählt. Die Dolmetscher, die diese Sprachen beherrschen, können dieses Semester auch erstmals am Wahlfach der Mediziner teilnehmen. „Wir haben noch Plätze frei“, sagt Tang.

Teil des Seminars sind unter anderem medizinische Grundbegriffe, aber auch die Psychosomatik spiele eine große Rolle. Denn der Grund für einen Arztbesuch seien am häufigsten orthopädische Probleme wie Rücken- oder Kniebeschwerden. „Was vielen Flüchtlingen — übrigens ebenso wie Einheimischen — nicht bewusst ist: Oft haben chronische Schmerzen, die nicht verschwinden wollen, eine psychische Ursache“, sagt Laskowski. Krieg, eine lebensgefährliche Flucht und andere traumatische Ereignisse hinterlassen ihre Spuren im Körper. Die Studenten haben darauf ein Auge. Sie begleiten die Betroffenen in solchen Fällen auch zum ersten Termin beim Spezialisten. „Das weitere ist so persönlich, dafür braucht es einen vertrauten Dolmetscher, der dauerhaft dabei ist.“

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