Altweiber-Feier in Düsseldorf Party in der Brauchtumszone

Düsseldorf · Corona und Ukraine-Krieg werfen Schatten auf die Altweiberfeiern. Am Rheinufer aber war von Zurückhaltung wenig zu spüren.

 Am Rheinufer haben vor allem junge Jecken unter freiem Himmel gefeiert.

Am Rheinufer haben vor allem junge Jecken unter freiem Himmel gefeiert.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

. Der Start in den Altweibertag war ruhig: Um 11.11 Uhr waren in der Altstadt die Gassen weitestgehend leer, nur wenige Jecken haben den Beginn des Straßenkarnevals gefeiert – die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine schlagen auf die Stimmung. Der „Sturm aufs Rathaus“ ist ebenso klein ausgefallen: Vier Möhnen klopften an die Tür am Marktplatz. Ab dem Mittag aber wurde die Brauchtumszone zusehends zur Feierzone: Vor allem an der Freitreppe, auf dem Burgplatz und auf der Bolkerstraße kamen Hunderte junge Jecken zusammen, um unter freiem Himmel zu feiern. Die Karnevalisten brachten sich mit selbst mitgebrachten Getränken in Stimmung. Zum Teil tranken zehn Leute aus einer Flasche, auf Abstand achtete hier kaum jemand.

Dabei hatten Polizei und Ordnungsamt mehrfach dazu aufgerufen, aufgrund der hohen Infektionszahlen auf das Feiern im öffentlichen Raum zu verzichten. „Düsseldorf ist keine Feierzone über die Karnevalstage“, sagte Ordnungsdezernent Christian Zaum. Die Landesregierung hat den Karnevalsmetropolen erstmals ermöglicht, die Zonen in Bereichen zu erlassen, in denen ab Altweiber ein großer Andrang anstehen könnte. Der Zutritt ist dort auf Geimpfte und Genesene mit Schnelltest (2G plus) beschränkt, in den Kneipen gilt die Testpflicht auch für Geboosterte. Die Eingänge zur Altstadt sind darum über die Karnevalstage abgesperrt – 205 Sicherheitskräfte waren im Einsatz und kontrollierten unter anderem die Immunitätsnachweise und das Glasverbot.

Sieben Jugendliche mussten Alkohol wegschütten

In der Altstadt blieb es aber leerer und ruhiger als üblicherweise an Altweiber, bilanzierten Stadt und Feuerwehr am Nachmittag. Bis 15 Uhr gab es vier Einsätze für den Rettungsdienst, zwei Personen wurden ins Krankenhaus gebracht. Sieben Jugendliche mussten bei Kontrollen ihren Alkohol wegschütten, drei Minderjährige wurden beim Rauchen erwischt. Zwei Wildpinkler erwartet ein Bußgeld von knapp 100 Euro. Am Burgplatz wurde zudem eine Einsatzkraft mit einer Bierdose beworfen. Der Werfer musste in Polizeigewahrsam. Eine andere Person erwartet eine Strafanzeige, weil sie Ordnungskräfte beleidigt und Widerstand gegen Polizeibeamte geleistet hatte. Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung wurden keine festgestellt, heißt es. Die Party am Rheinufer wurde am Nachmittag jäh durch starken Regen beendet.

Die Terrassen der Kneipen müssen während der Karnevalstage geschlossen, drinnen dürfen aber Feiern stattfinden. Ein Gastronom hatte trotz des Verbots seine Terrasse aufgebaut und musste sein Mobiliar wieder einräumen.

Der russische Angriff auf die Ukraine wirft einen Schatten auf das Treiben – die Feiern absagen wollen die Jecken aber nicht. Die Prinzengarde Blau-Weiss hat bis Rosenmontag ihr närrisches Feldlager neben der Weinstube En de Canon geöffnet. Und das soll so bleiben. „Natürlich ist die Stimmung durch die aktuellen Entwicklungen getrübt, wir merken aber auch, dass die Menschen trotzdem feiern wollen. Sie sagen, sie können ja eh nichts ändern“, sagt Präsident Lothar Hörning. Er betont aber, dass das Lager jederzeit geschlossen werden kann. „Und das werden wir sofort machen, wenn wir als Verein das Feiern nicht mehr vertreten können.“

Auch das Karnevalsdörfchen in Unterrath, in dem bis Sonntag Veranstaltungen geplant sind, soll offen bleiben. „Meine Vorfreude ist weg, meine Stimmung gedrückt und mich machen die Geschehnisse traurig“, sagt Organisator Martin Wilms von der Agentur Häzzblut. „Aber wir wollen den Menschen nicht zwei, drei Stunden wegnehmen, in denen sie endlich einmal abschalten können.“ Das würde er zudem für das falsche Signal halten. „Da kann ich mich nur dem Kölner Festkomitee anschließen, die sich nicht ihr Handeln von einem Despoten diktieren lassen wollen.“ Thematisieren wird Wilms den Krieg in der Ukraine trotzdem bei seinen Veranstaltungen. An deren Anfang will er dazu ein deutliches Statement abgeben. „So etwas kann man einfach nicht unbeachtet lassen.“

Auch im „jecken Heimatland“ in der Nähe des Südfriedhofs sollen die Partys unter 2G plus wie geplant stattfinden. Das Amazonenkorps Düsseldorf plant weiterhin, am Rosenmontag vier Seniorenresidenzen anzufahren und dort 500 Berliner zu verteilen. Daja Goesmann sagt: „Ein bisschen Frohsinn muss ja auch in solchen Zeiten sein.“

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