Altstadt kurios: Cocktail-Bar muss um 22 Uhr schließen

Knallhart greift die Stadt beim Lärmschutz durch. Das Mandalai ha es besonders getroffen.

"Wenn eine Cocktail-Bar um zehn Uhr abends schließt, ist das ungefähr so, als wenn der Kindergarten erst um 18 Uhr öffnet", schüttelt Dominik Mergler vom Mandalai den Kopf. Tatsächlich hat das Ordnungsamt angeordnet, die Cocktail-Bar müsse ab sofort um 22 Uhr den Betrieb einstellen. Und das an der Mertensgasse, mitten in der Altstadt.

Auslöser waren die Beschwerden einer Dame, die an der Andreasstraße wohnt. Dazwischen liegen unter anderem noch zwei Diskotheken und andere Gaststätten. Zweimal wurden vom Balkon der Dame Lärmmessungen durchgeführt. Einmal wurden bis zu 39,3, dann bis zu 44,2 Dezibel gemessen. Zu viel für die Altstadt. Sogar eine "gesundheitliche Gefährdung für die Öffentlichkeit" sehen die Ordnungshüter in dem Mandalai.

"Mir ist schleierhaft, wie man feststellen konnte, dass der Lärm ausgerechnet von uns kommt", wundert sich Mergler. Schließlich gebe es in der Nachbarschaft noch jede Menge andere Betriebe, die am Wochenende Krach machen: "Wir sind eine Cocktail-Bar und keine Disko. Das heißt, bei uns läuft die Musik eher als Begleitung. In die Clubs gehen die Gäste später." Insgesamt 18 Arbeitsplätze sind im Mandalai gefährdet, denn durch die frühe Schließung gehen rund 60 Prozent des Umsatzes verloren. Ein Rechtsanwalt wurde eingeschaltet.

Licht ins Dunkel kann auch Herbert Windhövel, einer der Referenten des Ordnungsdezernenten, nicht bringen: "Es muss gravierende Vorkommnisse gegeben haben, wenn eine solche Verfügung ergangen ist. Ansonsten handelt es sich um ein laufendes Verfahren."

Post vom Ordnungsamt bekamen auch andere Betriebe. Vor zwei Wochen wurde die Diskothek "Peaches & Cream" am Burgplatz geschlossen, weil sich ein Nachbar über Lärm beschwert hatte. Inzwischen baut man dort neuen Schallschutz ein. In einer Woche soll wieder geöffnet werden.

"Vier Jahre hatten wir mittwochs und donnerstags Live-Musik, ohne dass es jemanden gestört hätte", klagt Sabine Juchem von der People’s Club Bar an der Kurze Straße. Nun dürfen nach einer Lärmmessung auch dort keine Bands mehr auf die Bühne. Hier hatte sich ein anderer Anwohner beschwert.

Warum das Ordnungsamt so massiv vorgeht, kann sich Isa Fiedler, die Sprecherin der Altstadtwirte, dennoch nicht erklären: "Wer in der Altstadt wohnt, der muss doch wissen, dass es hier an den Wochenenden etwas lauter zugeht. Die Altstadt hätte längst zu einem Sondergebiet erklärt werden müssen."

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