Als Bäcker und Nonnen Bier brauten

Manfred Dresen legt die erste Geschichte der Düsseldorfer Brauereien vor, mit vielen Fotos und unzähligen Informationen.

Düsseldorf hat einen guten Ruf als Altbierstadt und schmückt sich gern als „längste Theke der Welt“. Aber zu einer Geschichte des Brauweisens vom Mittelalter bis in die Gegenwart ist es noch nicht gekommen. Das holt der gelernte Brauer Manfred Dresen nach, der lange Zeit im Brauereigewerbe gearbeitet hat. Das Stadtarchiv unter dem damaligen Leiter Clemens von Looz-Corswarem setzte ihm ein Floh ins Ohr, seinen einstigen Beruf zur historischen Berufung werden zu lassen. Jetzt legt Dresen im Klartext-Verlag Essen auf 190 Seiten das Ergebnis seiner zehnjährigen Kärrnerarbeit vor. Es ist eine Totale des Brauwesens im alten Düsseldorf, mit Verweisen auf rund hundert Brauereien im Laufe der Geschichte.

In einer spannenden Einleitung macht er deutlich, wie wichtig der Gerstensaft für die Bevölkerung war, denn das Wasser war ungesund, Tee und Kaffee noch unbekannt. Der Adel trank Wein, der Rest der Menschheit nahm mit „Dünnbier“ vorlieb, das offensichtlich so wässerig war, dass es auch Kinder trinken konnten.

Als Bäcker und Nonnen Bier brauten
Foto: Stadtarchiv

Bier zu brauen, war noch keine Kunst. Mönche und Nonnen brauten es. Luthers Ehefrau Katharina von Bora tat es. Bürgermeister, Richter und Zöllner verdienten sich mit dem noch ungefilterten, säuerlichen bis süßlichen Gesöff ein Zubrot.

Es gibt zauberhafte Passagen im Buch, etwa über die Grut. Dabei handelt es sich um ein würzendes Ferment, eine Bierwürze also. Sie bestand aus wuchernden (Un-)Kräutern auf dem hiesigen, mageren Boden. Die harzigen Blätter vor allem der Wildmyrte waren leicht giftig und enthielten narkotisch wirkende Öle. Die Brauer, die in der Regel zugleich Bäcker waren, verkauften ihre Geheimmischungen unter Zutaten wie Wacholder, Lorbeer und Kümmel. Erst im 14. Jahrhundert nahm man Hopfen, den man in Süddeutschland schon 400 Jahre früher dem Schrot, Wasser und Zucker sowie der Hefe beimischte.

Es gab nicht nur die Grut, sondern auch die Grutsteuer. Davon profitierte die Stadt. Sie hatte also ein Interesse am Gedeihen des Brauwesens und damit auch am Durst der Bürger.

Die Preußen, stets darauf bedacht, aus den Rheinländern noch etwas Ordentliches zu machen, sorgten für das Reinheitsgebot, das heute noch gilt. Überhaupt ging es im 19. Jahrhundert bergauf. Ab 1830 gab es den Eiskeller im Eiskellerberg, so dass man die Gärmasse bis in den Sommer hinein halten und kühlen konnte. 1871 erfand Carl Linde die Kühlmaschine, nun konnte das ganze Jahr über gebraut werden.

Mit dem Bier kam auch der Branntwein auf, und hier mussten die ersten „Mäßigungsvereine“ gegensteuern, denn im 19. Jahrhundert verbreitete sich geradezu die „Branntweinpest“. Es ist die Zeit, da es in fast jeder Straße mindestens eine kleine Braustätte gab. Doch mit der Industrie kamen die Fusionen. Heute gibt es noch sieben Brauereien.

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