Düsseldorf Alkohol-Werbung verärgert die Gemüter

Der Straßenstrich an der Charlottenstraße wird verherrlicht. Die Drogenberatungsstelle ist empört.

Düsseldorf: Alkohol-Werbung verärgert die Gemüter
Foto: Andreas Krüger

Düsseldorf. Ein Werbeplakat für Alkohol in der U-Bahn-Haltestelle Kettwiger Straße erhitzt zur Zeit die Gemüter. Dort werden der Straßenstrich an der Charlottenstraße und die dort arbeitenden Frauen verharmlost.

„Das geht überhaupt nicht. Die Firma nutzt die schlechte Lebenssituation der Mädchen dort aus. Werbung auf dem Rücken von kranken Menschen und mit dem Elend anderer zu machen ist verantwortungslos“, meint Michael Harbaum von der Drogenberatungsstelle an der Erkrather Straße. Außerdem sieht er die Gefahr, dass Männer nun auf die Idee kommen, den Straßenstrich aufzusuchen. „Außerdem machen die Werbung für ein Suchtmittel. Und das bei Süchtigen.“

Ina Schubert vom Knackpunkt, einer Notschlafstelle für Mädchen und junge Frauen ist entsetzt. „Das ist moralisch höchst verwerflich und geschmacklos. Die Mädchen, die dort anschaffen gehen, machen das nicht gerne.“ Zudem sieht sie eine perverse Verdrehung der Tatsachen. „Für die Männer ist es bestimmt nicht bitter, dort angequatscht zu werden, sondern nur für die Frauen, die dort arbeiten müssen, ausgenutzt werden und häufig auch sehr krank sind.“

Auch Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner ist verärgert. „Werbung kann frech sein und provozieren. Aber auf dem Rücken von jungen, drogenabhängigen Prostituierten Werbung zu machen, ist verwerflich. Außerdem hat sich die Situation dort sehr verändert. Die Kontaktaufnahme erfolgt kaum noch persönlich, sondern über Facebook und WhatsApp.“ Wenig Verständnis hat sie für die Rheinbahn, in deren U-Bahnhof das Plakat hängt.

Inzwischen hat auch das Verkehrsunternehmen erkannt, dass diese Werbung die Grenzen des guten Geschmacks eindeutig überschritten hat. „Hier hat leider die Bremse nicht funktioniert. Normalerweise darf so eine Werbung nicht aufgehängt werden. Sexistische, religiöse und politische Werbung hat bei uns normalerweise nichts verloren.“ Rheinbahn-Sprecher Eckhard Lander verspricht Abhilfe: „Die Werbung wird abgeklebt.“

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