WZ-Schulserie Albrecht-Dürer-Kolleg: Neustart in Benrath

Düsseldorf-Benrath · In unserer Serie stellen wir die Schulen der Stadt vor. Unsere Autoren besuchen die Einrichtungen an einem normalen Schultag und berichten davon. Am Ende des Jahres wählt eine Jury die Träger des Schulpreises, den WZ und Stadtwerke vergeben. Dieses Mal: das Albrecht-Dürer-Berufskolleg.

 Auch in Deutsch werden die Absolventen des Kollegs unterrichtet.

Auch in Deutsch werden die Absolventen des Kollegs unterrichtet.

Foto: David Young

Was als erstes auffällt in dem neuen Gebäude des Albrecht-Dürer-Berufskollegs: die Wege sind weit. In dem großzügigen Bau, der um einen Atriumhof angelegt ist, müssen Schüler und Lehrer schon mal mehrere hundert Meter zurücklegen, um von einem zum anderen Klassenzimmer zu gelangen. Und dennoch: keiner möchte zurück in die alten Gebäude. Das Albrecht-Dürer-Berufskolleg ist zu Beginn des vergangenen Schuljahrs von zwei Standorten auf einen zusammengelegt worden. „Es ist toll, alle Kollegen unter einem Dach zu haben“, sagt Jochen Schriever, Schuldirektor des Berufskollegs. Die Kollegen begegneten sich öfter und anders. „Dadurch entstehen neue Synergieeffekte“, sagt die stellvertretende Rektorin Ellen Ahn. Toll ist für Schüler und Lehrer aber auch, dass das Gebäude supermodern und vor allem hell ist. Von jedem Raum aus hat man einen anderen Blick auf Benrath und die Paulsmühle. Die großen Fenster lassen aber nicht nur Helligkeit, sondern auch die Hitze gut herein – eine Schwachstelle des Gebäudes.

In dem größten handwerklich orientierten Berufskolleg werden insgesamt knapp 3900 Schüler unterrichtet. Täglich sind zwischen 700 und 800 Berufsschüler anwesend. Den Rest der Woche verbringen sie in den Betrieben für Bau- und Holztechnik und Gestaltungstechnik, Druck-und Medientechnik, Gesundheitstechnik sowie in Gastronomiebetrieben. Die Abteilung Gastronomie hat im zweiten Obergeschoss eine vollausgestattete Restaurantküche und eine gut bestückte Bar zur Verfügung. Hier werden Getränke gemixt oder finden Barista-Kurse statt. Die Systemgastronomen im zweiten Lehrjahr hatten in ihrer Berufsschulwoche die Aufgabe, eine gastronomische Veranstaltung zu planen. „Dazu gehört das Budget, der Einkauf, die Deko, das Essen und wie die Tische gestellt werden“,sagt Projektleiterin Andrea Kuhlmann.

Heute präsentieren die Berufsschüler ein 3-Gänge-Menü anlässlich einer Hochzeit. In der Küche stehen Fabian Dykstra und Hamza Aslam am Herd und beraten, in welcher Reihenfolge sie das Menü anrichten werden, damit es rechtzeitig für die Präsentation fertig ist. „Den Spargel braten wir an, sobald die Nudeln fertig sind“, sagt Fabian Dykstra, der eine dreijährige Ausbildung bei Subway macht. „Die Zubereitung hier ist ein komplett anderer Ablauf und es gibt ganz andere Anforderungen“, sagt der 22-Jährige. Es sei aber gut, was anderes zu sehen. Ramona Engemann-Trinh ist eine von vier Berufsschülern, die den Part der Servicekräfte übernehmen. Sie überprüft noch einmal die Tomatencremesuppe und Croutons und wischt Spritzer vom Tellerrand. Der Reihe nach tragen die Kellner die Suppe in den dekorierten Saal und lüften dann synchron die Cloches, Metallhauben, die das Essen warmhalten sollen. Andrea Kuhlmann macht sich Notizen. „Wir sind eine Zwangsberufsschule, haben aber dennoch etwas zu bieten“,sagt Schuldirektor Jochen Schriever. Die Betriebe seien häufig fachlich stark in einem Teil. Die Schule liefere den theoretischen Unterbau und das in durchaus beeindruckenden Fachräumen.

Für die Auszubildenden der Druck- und Medientechnik steht eine Druckstraße bereit, die Schornsteinfeger können in einem Brennraum an vier unterschiedlichen Öfen Messungen vornehmen. Stolz ist die Schulleitung aber auch auf einen Zweig der Schule, der normalerweise nicht als Aushängeschild gilt. Die Abteilung Berufliche Einstiegsqualifizierung. „Das sind schwierige Klassen, in denen Schüler mit sozial-emotionalen Lernbeeinträchtigungen oder Drogenproblematiken sitzen, die häusliche Schwierigkeiten oder einen Flucht- oder Migrationshintergrund haben“, sagt Ellen Ahn.

Die Schule setzt bei der Ausbildungsvorbereitung unter anderem auf die Begleitung von Sozialpädagogen, Kooperationen mit Bildungsträgern sowie ein Differenzierungskurssystem. Das hat das Ziel, in den Jugendlichen durch selbstgewählte Themenschwerpunkte Lernfreude zu wecken und sie dazu anzuregen, am gesamten Unterrichtstag anwesend zu sein. Lebensnahe Themen wie „Drogen und Du“, „PC-Training“ oder „Reparieren und Handwerken“ stehen hierbei im Vordergrund. „In den Bereich haben wir viel Power reingesteckt“,sagt Schuldirektor Jochen Schrievers. Die Schule habe eine Erfolgsquote von 30 Prozent, was schon gut sei. „Es wird nicht jeder schaffen, eine Ausbildung zu machen. Ziel ist es, diese Schüler in Arbeit zu bekommen.“

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