Reportage Afrikanische Schweinepest: Einsatzkräfte üben in Düsseldorf den Ernstfall

Düsseldorf · In Belgien hat es 2018 noch einen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest gegeben. Jetzt hat das Land im Aaper Wald den Fall des Ausbruchs hier simuliert.

 Männer in Schutzanzügen tragen bei einer Übung einen gefundenen Kadaver (Dummy) zu einem Behälter.

Männer in Schutzanzügen tragen bei einer Übung einen gefundenen Kadaver (Dummy) zu einem Behälter.

Foto: dpa/David Young

Im trüben, verregneten Aaper Wald fallen sie an diesem Vormittag auf. Mit ihren hellgrünen Overalls, bei denen nur das Gesicht frei bleibt, bewegen sie sich durch die Bäume. Schwere Stiefel stapfen durch Matsch und Pfützen. Der Wald ist trist. Vier Männer tragen einen schweren weißen Sack und lassen ihn mit Mühe in einen Container fallen. Darin könnte ein Tierkadaver sein. Heute ist es aber nur eine Attrappe.

Am Donnerstagmorgen haben im Aaper Wald 45 Einsatzkräfte geübt, was zu tun wäre, wenn die Afrikanische Schweinepest den Düsseldorfer Regierungsbezirk erreicht. Ganz unwahrscheinlich sei das nicht, sagt Klaus Meyer, Leiter des Amts für Verbraucherschutz und damit auch Amtstierarzt der Stadt Düsseldorf. In Belgien sei der Erreger 2018 ausgebrochen und noch nicht ganz beseitigt. „Der Virus verbreitet sich schnell weiter. Auch über weitere Strecken“, sagt Meyer. Und auch wenn die Krankheit für den Menschen ungefährlich ist, kann er dabei doch zum Problem werden.

Ein Jäger etwa, der anderswo seinem Hobby nachgeht und Erreger am Stiefel trägt, kann diesen von einem Wald zum nächsten transportieren. Der Virus ist über Flüssigkeiten und Sekrete übertragbar – also Kot, Speichel, Blut. Sowohl der Mensch, sollte er an Kleidung, Ausrüstung oder etwa dem Wagen Überreste dieser Flüssigkeiten haben, als auch andere Tiere, die damit in Berührung kommen, können die Afrikanische Schweinepest so übertragen. Ist ein Wildschwein infiziert, dauert es etwa vier Tage, bis die Krankheit ausbricht. Dann hat es noch etwa sieben bis zehn Tage zu leben.

 Die Schutzanzüge der Helfer werden an allen Stellen abgedichtet. Um die Handgelenke ist eine dicke Schicht Klebeband gewickelt.

Die Schutzanzüge der Helfer werden an allen Stellen abgedichtet. Um die Handgelenke ist eine dicke Schicht Klebeband gewickelt.

Foto: dpa/David Young

Das Szenario nun, das am Donnerstagmorgen durchgespielt wurde, ist dieses. Eine Meldung an die zuständigen Ämter weist auf einen toten Kadaver im Aaper Wald hin. Das Einsatzteam rückt aus. Es müssen Schleusen zur Dekontamination aufgebaut werden, der Wald wird abgeriegelt. Helfer von Feuerwehr, dem Ordnungsamt, dem Veterinäramt und dem Garten- und Forstamt, die die Wälder in der Umgebung gut kennen, kommen zusammen. Ziehen die hellgrünen Schutzanzüge über die festen Stiefel, dazu dicke Schutzhandschuhe, die Übergänge, alles, wo Schutzkleidung verrutschen und Haut freigeben könnte, wird abgedichtet – um die Handgelenke haben die Helfer eine dicke Schicht Klebeband. In jeder Gruppe mit dabei: Ein Kanister mit Desinfektionsmittel auf dem Rücken, ein Schlauch und eine Sprühvorrichtung in der Hand.

So zogen die grünen Männchen den Vormittag durch den Wald, immer auf der Suche nach totem Tier – oder dem, was für die Übung das tote Tier darstellen soll. Auch wenn es wirklich so einen Anruf gäbe, würde das Ganze in etwa so ablaufen. Spätestens am Tag nach der Meldung wären die Suchtrupps bereit. „Wir würden dann eine Sperrzone einrichten“, sagt Meyer. Im Idealfall gehe es um ein Gebiet, das sich umzäunen lässt. Dann könnte man in aller Ruhe auf Wildschweinjagd gehen und möglicherweise befallene Tiere erlegen. Auch Bauern und andere Tierhalter in der Umgebung werden in so einem Fall informiert und angewiesen, ihre Tiere besonders zu schützen.

Wichtig sei für die Einsatzkräfte, die Kadaver gründlich zu entsorgen. Die dicken, weißen Säcke lassen keine Flüssigkeit durchdringen. Die Stelle, an der das Tier gefunden wurde, wird noch einmal extra desinfiziert. Unbedenklich sei das für die Umwelt, sagt Meyer. Die Menge sei nur gering. Auch bevor der schwere Deckel den Container mit den Tierleichen wieder abschließt, wird hier noch einmal sorgfältig alles abgesprüht. Die Einsatzkräfte müssen nach getaner Arbeit durch eine Hygieneschleuse. Hier sind vier Tonnen aufgestellt. „Stiefel, kontaminiert“, steht auf einem. Die anderen sind für die Geräte, für Abfall und für die hellgrünen Anzüge. Es muss in jedem Fall verhindert werden, dass einer der Helfer selbst später zum Verbreiter wird.

Danach geht es ins Trockene. Die Helfer stärken sich, besprechen den Einsatz. „So eine große Übung haben wir vorher noch nie gemacht“, sagt Klaus Gondek vom amtstierärztlichen Dienst, der den Einsatz geleitet hat. Es sei wichtig, dass alle Beteiligten in so einem Fall wissen, was zu tun ist. Dass man vorher sieht, was nicht rund läuft, und gegensteuern kann. Und: „Es hat schon auch Spaß gemacht“, sagt Gondek.

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