Acht junge Leute angeklagt: Mordversuch als Zeitvertreib

Gericht: Prügelei vor einer Altstadt-Disko soll ein verabredetes Verbrechen gewesen sein.

Düsseldorf. Als die Polizei am 13. Februar vergangenen Jahres um 3.43 Uhr zur Bolkerstraße gerufen wurde, gingen die Beamten zunächst von einer normalen Kneipen-Schlägerei aus, bei der ein 22-Jähriger erhebliche Kopfverletzungen davongetragen hatte.

Im Laufe der Vernehmungen stellte sich jedoch heraus, dass es sich offenbar um keine spontane Tat handelte. Die Staatsanwaltschaft wirft acht Männern und einer 20-jährigen Frau vor, ganz gezielt nach einem Opfer gesucht zu haben, weil sie einen Menschen sterben sehen wollten.

Das Opfer war damals zusammen mit einem Kumpel (20) in einer Altstadt-Diskothek unterwegs. Der Freund kannte Nadja S. vom Sehen. Das ermunterte den 22-Jährigen, die junge Frau mit den Worten "Nadja, wir kennen uns doch" anzusprechen.

Was er nicht wusste: Diese Worte waren für ihre acht Begleiter das Signal. Sie hatten offenbar vorher verabredet, den Ersten zu verprügeln, der mit Nadja ein Wort wechseln würde.

Was dann vor der Diskothek geschah, hatte mit einer normalen Kneipenprügelei nichts mehr zu tun. Drei Zeugen schilderten der Polizei später, wie brutal die Schläger vorgegangen sind. Besonders Gustav W. (27) tat sich dabei hervor.

Er soll mehrere Meter Anlauf genommen haben und den am Boden Liegenden vor den Kopf getreten haben "So wie man einen Stein wegschießt", sagte einer der Zeugen aus. Man habe gehört, wie der Schädel krachte. Bei dem Angriff verletzte sich Gustav W. am Fuß, so dass er selbst humpelnd den Tatort verließ.

Das 22-jährige Opfer wurde mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Dort wurde festgestellt, dass der junge Mann mehrere Schädelbrüche davongetragen hat. Noch heute leidet er unter Kopfschmerzen und Schwindelanfällen.

Da sein Begleiter Nadja S. kannte, konnten sie und die anderen Verdächtigen, acht junge Männer im Alter zwischen 19 und 29 Jahren, bald ermittelt werden. Einer der mutmaßlichen Täter hat sich inzwischen abgesetzt. Wo er sich aufhält, ist unbekannt.

Darum hat die Staatsanwaltschaft jetzt nur Anklage gegen sieben Männer erhoben. Das Verfahren gegen Nadja S. wurde abgetrennt. Ihnen wird versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Um sich die Zeit zu vertreiben, habe man nach einem Opfer gesucht. Was dann geschehen ist, sei aus reiner "Mordlust" erfolgt. Die Anklage unterstellt der Gruppe sogar, dabei ein "sportliches Vergnügen" empfunden zu haben.

Die Anklage der Staatsanwaltschaft ist inzwischen beim Landgericht eingegangen. Noch unklar ist, wann der Prozess gegen die acht Verdächtigen beginnen wird.

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