Achenbach-Anwalt: „Es ist kein Schaden entstanden“

Anklageverlesung dauerte eine Dreiviertelstunde. Der Schaden liegt laut Staatsanwaltschaft bei 24 Millionen Euro.

Achenbach-Anwalt: „Es ist kein Schaden entstanden“
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Helge Achenbach ist es gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen. Viele Jahre gehörte der Kunstberater zu den Größen der besseren Düsseldorfer Gesellschaft. Seine Monkey’s-Restaurants galten als geniale Verbindung von Spitzen-Gastronomie und Kunst, auf Partys war der 62-Jährige immer ein gerngesehener Gast. Seit Dienstag steht Achenbach wieder im Mittelpunkt. Aber er sieht blass und müde aus, hat abgenommen und wirkt um Jahre gealtert. Vor dem Essener Landgericht muss sich der Düsseldorfer wegen Betruges, Urkundenfälschung und Untreue verantworten.

Die Staatsanwaltschaft geht von einem Schaden aus, der bei etwa 24 Millionen Euro liegt. Am Montag will sich Achenbach erstmals selbst zu den Vorwürfen äußern. Mit drei Minuten Verspätung wurden Achenbach und der mitangeklagte Kunsthistoriker Stefan H. (49) in den großen Sitzungssaal geführt. Für Kameras und Fotografen zeigte der Kunstberater sogar ein kurzes Lächeln, bevor er sich eine Dreiviertelstunde anhören musste, was ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft.

Betrugsvorwurf: Kunstberater Achenbach vor Gericht
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Insgesamt 31 Fälle sind minuziös aufgelistet. Vor allem durch gefälschte Rechnungen soll Achenbach überhöhte Provisionen kassiert haben, obwohl — wie im Fall des Aldi-Erben Berthold Albrecht — eine Verkaufsprämie von fünf Prozent bei Kunstwerken und drei Prozent bei Oldtimern abgesprochen war.

So soll Achenbach für fünf Millionen Dollar einen Picasso erworben haben. Das Bild wurde dann für 5,5 Millionen Euro an Albrecht weiterverkauft, nachdem offenbar die Rechnung gefälscht wurde. Allein in dem Fall sei dadurch ein Gesamtschaden von fast 2,2 Millionen Euro entstanden. Über eine Million zusätzlich soll der 62-Jährige beim Verkauf von zwei Roy Lichtenstein-Werken kassiert haben. Ähnlich soll das Prinzip auch mit den Oldtimern funktioniert haben. Beim Handel mit Ferraris, Jaguars oder einem Bugatti sei ein Schaden von 14 Millionen Euro entstanden.

Erstmals wurden auch die Vorwürfe bekannt, die in Zusammenhang mit einer Kunstberatung stehen, die Achenbach mit einer Privatbank gegründet hatte. Dort soll ein weiterer bekannter Industrieller unter anderem mit vier Gursky-Werken „Ohne Titel“ über den Leisten gezogen worden sein. Einem Ehepaar soll zudem ein Bild von Georg Baselitz für über 800 000 Euro verkauft worden sein, obwohl es nur 200 000 Euro gekostet hatte. Durch Zufall wurde der wahre Preis bekannt — das Ehepaar gab den Baselitz zurück.

Während Achenbach am Dienstag noch nicht Stellung nehmen wollte, gab sein Anwalt Thomas Elsner für ihn eine Erklärung ab: „Mein Mandant wird dort Verantwortung übernehmen, wo es ihn betrifft.“ Er bedauerte, dass in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden sei, dass Kunst und Oldtimer zu überhöhten Preisen abgegeben wurden. Das sei völlig falsch, der Marktwert sei immer höher gewesen. Darum habe Achenbach seinen Kunden auch immer eine Rücknahmegarantie gegeben, die allerdings nicht genutzt wurde. Tatsächlich sei kein Schaden entstanden — das werde die Beweisaufnahme ergeben.

Zahlreiche Zuschauer wollten am Dienstag den Prozessauftakt miterleben. Darunter auch Axel Pollheim, der Organisator des In-Treffs: „Achenbachs Auftritt bei meinem 65. Geburtstag war sein letzter in der Öffentlichkeit.“ Danach wurde der Kunstberater verhaftet. Nicht im Saal war Ehefrau Dorothee Achenbach.

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