Wehmut Abschwimmen im Hallenbad Benrath - Düsseldorfer verabschieden sich von ihrem Schwimmbad

Düsseldorf · Am letzten Öffnungstag im Hallenbad Benrath in Düsseldorf überwiegt die Wehmut. Viele Badegäste befürchten, dass das neue Mehrgenerationenbad „ihr“ Schwimmbad nicht ersetzen kann.

 Phil, 10 Jahre, wohnt in Benrath. Schlägt sich bereits seine zweite Kachel von der Wand.

Phil, 10 Jahre, wohnt in Benrath. Schlägt sich bereits seine zweite Kachel von der Wand.

Foto: Michaelis, Judith (JM)

Im Nichtschwimmerbecken ist an diesem Sonntag noch am meisten los. Kinder plantschen um die Wette, andere versuchen, möglichst ohne Unterbrechung von einem Ende zu anderen zu schwimmen. Die Rutsche ist schon lange nicht mehr in Betrieb und steht ein bisschen verloren zwischen den fröhlichen Kindern.

Man könnte meinen, dass eigentlich alles wie immer ist. Aber schon im Eingangsbereich des Hallenbads Benrath sind die Kassen außer Betrieb, davor steht ein kleines Buffet mit Kaffee, Kuchen und Orangensaft. Angestellte der Bädergesellschaft unterhalten sich mit Stammgästen und ein bisschen Wehmut liegt in der Luft. Das Hallenbad hat an diesem Sonntag zum letzten Mal geöffnet.

„Ich finde es sehr schade, dass das Hallenbad schließt“, sagt Ella Stapel. Die 80-jährige geht zwei- bis dreimal pro Woche in das Hallenbad Benrath. Künftig wird sie nicht mehr so einfach schwimmen gehen können. „Das Schwimmbad Niederheid ist nur schwer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen“, sagt sie. Ihr Mann Alfred Stapel stimmt ihr zu: „Mit einer Schwimmtasche von der Haltestelle Trippelsberg bis Niederheid zu laufen, ist nicht so leicht in unserem Alter.“

Horst Mehmel kennt das Hallenbad Benrath seit seiner Kindheit. Er befürchtet, dass das neue Hallenbad nicht so sein wird wie jetzt. „In Niederheid ist das Wasser deutlich kälter seit der Sanierung.“ Auch Herbert Schmitz-Remberg wird das Bad vermissen: „Es ist noch traditionell, ein richtig altes Schwimmbad wie die Münstertherme.“ Sein Sohn Florian findet, dass das Hallenbad gerade von der Liebe zum Detail gelebt hat, wie zum Beispiel dem kleinen Mosaikboden in Schwimmhalle.

2021 eröffnet das neue Hallenbad in Benrath

Wenn 2021 ein neues Hallenbad in Benrath öffnet, wird es tatsächlich nicht mehr das Gleiche sein. Ein modernes Mehrgenerationen-Gesundheitsbad mit Wellnessbereich, Lehrschwimmbecken sowie einem Sportbecken wird den rechteckigen Bau ersetzen, der aus jeder Pore den Charme sechziger Jahre atmet. Die Stäbchenkacheln in verschiedenen Blau- und Weißtönen genauso wie in die Wand eingelassene Seifenschalen. Ein charmantes Detail – heute meist als Ablage für Schwimmbrillen genutzt. Auch die Klappsitze auf der Tribüne oberhalb des Schwimmerbeckens und der elegant geschwungene Sprungturm sind Zeugen vergangener Zeiten.

„Es ist schon ein komisches Gefühl“, sagt Thomas Beckmann, Betriebsleiter des Hallenbads Benrath. Aber das Gebäude habe in den vergangenen Jahren gelitten. Besonders der Sturm Ela hatte dem Bad 2014 besonders zugesetzt. „Das Dach ist fast flöten gegangen“, berichtet er. Über dem 25-Meter-Becken hängt deshalb ein Spezialnetz, dass die Isoliermaterialien zur Not halten würden. „Es wird ein wunderschönes neues Bad gebaut“, sagt Beckmann, der an den Projektgesprächen beteiligt ist und mitentscheiden darf, wie das neue Hallenbad aussehen wird.

An diesem Sonntag geht es aber noch mal um vergangene Zeiten. Eine Ecke des Hallenbades ist abgesperrt. Hier können die Badegäste mit Schutzbrille und Hammer ans Werk gehen und sich eine der Stäbchenkacheln aus der Wand klopfen. Auch Fotos vom Lieblingsort im Hallenbad werden von einer Fotografin zur Erinnerung gemacht. Besonders oft muss Dagmar Ringes-Fassbender Badegäste vor der Delphinskulptur, die zwischen dem Kinder- und dem Schwimmerbecken steht, fotografieren.

 Beim letzten Tag im Hallenbad Benrath konnte man eine Fliese als Erinnerung mitnehmen. Jakob, 11, Thomas, 7, Papa Frithjof, Robert, 9, haben für sich und für den Opa Kacheln abgeschlagen.

Beim letzten Tag im Hallenbad Benrath konnte man eine Fliese als Erinnerung mitnehmen. Jakob, 11, Thomas, 7, Papa Frithjof, Robert, 9, haben für sich und für den Opa Kacheln abgeschlagen.

Foto: Michaelis, Judith (JM)

Gerade posieren drei Generationen der Familie Rathscheck vor der Skulptur: Vater, Sohn und Enkel. „Wir wohnen 150 Meter von hier entfernt, ich bin nebenan zur Schule gegangen. Das Hallenbad hat eigentlich immer eine Rolle gespielt“, sagt Holger Rathscheck und berichtet auch von manch illegaler Party im Freibad nebenan. Sein Vater Peter Ratscheck meint, dass man das das Hallenbad erhalten hätte können. „Man hätte aber permanent investieren müssen, jetzt ist es zu spät.“ Er ist sich sicher: „Den Charme, den das Bad jetzt hat, bekommt man nicht mehr hin.“

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