Abercrombie & Fitch: Der Mode-Wahnsinn kommt

Im Dezember eröffnet die Kö-Filiale von Abercrombie & Fitch. Und die Marke versteht es, das Shoppen zum Erlebnis zu machen.

Düsseldorf. Zwei reizende Jünglinge öffnen die übergroßen Türen, es erscheint ein deckenhohes Gemälde, vor dem ein noch reizenderer Jüngling steht — das Hemd offen. Die Tür schließt sich vor den Wartenden in der Schlange, die sich recken, um schon einen ersten Blick zu erhaschen.

Drinnen hüllt überlaute Elektromusik den Besucher ein, er atmet ein ungesundes Gemisch aus einem winzigen Sauerstoffanteil und einer Menge „Fierce“. Das hauseigene Parfüm wird in der Mailänder Filiale von Abercrombie & Fitch am laufenden Band versprüht. Das Licht ist schummerig, an jedem Treppenabsatz stehen schöne Mädchen in sehr kurzen Hosen und sagen — recht unitalienisch — immerzu: „Hey, what’s up?!“ Abercrombie ist eine Modemarke, die nur am Rande Kleidung verkauft, aber vor allem sich selbst. Jetzt kommt der Wahnsinn auch nach Düsseldorf.

Ein genaues Eröffnungsdatum für die erste Deutschlandfiliale der US-Marke in der Kö 17 gibt es noch nicht. Aber definitiv im Dezember ist es so weit, sagt ein Abercrombie-Manager auf WZ-Anfrage. Eine große Party sei nicht geplant, lediglich Rummel im Laden selbst. Wie der aussehen soll, ist noch streng geheim. Er dürfte aber beträchtlich werden. In Madrid etwa umringten schon Tage vor der Eröffnung in der vergangenen Woche zig Männermodels mit freiem Oberkörper und Bäuchen, auf denen man Käse hobeln könnte, das gesamte Gebäude.

Im deutschen Winter bleibt das Düsseldorfer Abercrombie-Team, das nach Angaben des Unternehmens bereits komplett ist, von solchen Marketing-Ideen hoffentlich verschont. Aber auch auf den 2000 Quadratmetern an der Kö werden künftig mit Sicherheit ausschließlich Models die Ware präsentieren — und nebenbei auch verkaufen. Wohl weniger das schlichte Design der Mode erklärt die Aufregung als diese Inszenierung. „Mit der Marke wird Lifestyle verbunden“, sagt Anne Schauer vom Einzelhandelsverband in Düsseldorf. „Dieses Image wurde über Jahre aufgebaut.“ Sie erwartet sogar „Eröffnungs-Touristen“ aus ganz Deutschland. Vor allem sehr junge. „Für sie ist das ein Magnet.“

Das kann auch Krzystof Zawidzki bestätigen. Der 26-jährige Düsseldorfer flog noch im Frühjahr extra nach Mailand, um mit einer Jogginghose und einem Pulli von Abercrombie & Fitch zurückzukehren. Ein Einkauf, der im Internet sicher günstiger gewesen wäre. „Aber ich wollte den Laden sehen, die Atmosphäre“, sagt der 26-Jährige. Und dass er dafür in einen Flieger steigen musste, ist offenbar Teil der Faszination. „Vor einigen Jahren gab es die Klamotten nur in den USA“, sagt Zawidzki. „Es kann sie einfach nicht jeder haben.“

Aber auch, wenn er die Marke bald in der eigenen Heimatstadt kaufen kann, bleibe sie für ihn spannend: „Das ist Abercrombie — das ist Kult.“ Alles werde er tun, kündigt er an, um am Eröffnungstag ganz vorn in der Schlange zu stehen. Und wenn er zwei Tage auf der Kö campieren müsse . . .

Skeptisch sieht den Hype jemand, der weiß, wie das Geschäft funktioniert: Albert Eickhoff. „Ich freue mich für die Stadt Düsseldorf“, sagt der Kö- und Mode-Experte, fragt sich angesichts der großen Begeisterung vor der Eröffnung jedoch, „ob sich das erhalten lässt“. Denn mit Teenies, die sich von nackter Haut und lauter Musik angezogen fühlen, sich am Ende ihres Zwei-Stunden-Besuchs aber nur ein T-Shirt leisten können, lassen sich die 25 Millionen Euro, die in das neue Kö-Geschäft angeblich investiert wurden, nicht hereinholen.

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