A 57-Vollsperrung: Die Renaissance der kleinen Rheinfähre

Nach dem Massen-Unfall auf der A 57 boomt der Markt für Fährmann Paul Deumen. 500 Pendler mit Pkw nehmen jetzt täglich den Fährkahn.

Düsseldorf. Ein schneller Blick auf die Armbanduhr. Dennis Körner hat noch viel Zeit, zu seinem Kunden zu kommen. „Aber man weiß ja nie, wie lange solche Pkw-Fähren brauchen“, sagt der Außendienstmitarbeiter. Dass er seinen Motor für weniger als zehn Minuten ausschalten muss, freut ihn.

„Auf der Autobahn oder der B 9 würde ich mich jetzt im Stau ärgern“, sagt er. Geplant war eine Fahrt mit dem Firmenwagen über die A 57. Doch seit dem Massen-Crash am 14. Februar ist diese gesperrt — und auf den Ausweichstrecken wie der B 9 gibt es Stau. Körner wählte stattdessen die Fähre „Niederrhein“, um von Urdenbach nach Dormagen zu kommen, und ist damit einer von 500 Berufspendlern, die die Fähre seit dem Unfall täglich nutzen.

Rekordzahlen für den Fährbetrieb „Wolfgang Jansen und Söhne“. „An normalen Tagen sind es immer etwa 100 Autos am Tag, nur 17 Autos passen gleichzeitig auf die Fähre“, sagt Fährmann Paul Deumes.

Im Zehn-Minuten-Takt steuert er das Schiff zwischen den Anlegern von Urdenbach und Dormagen-Zons hin und her, an Werktagen von 6.15 bis 21 Uhr. „Vor allem morgens müssen sich die Pendler auf lange Warteschlangen einlassen“, sagt er. Für eine Mittagspause sei da kaum Zeit. „Kaffee und Brot geht aber immer“, sagt Deumen.

Dennoch sei es ein trauriger Anlass, der ihm den hohen Ansturm beschere: Die Massenkarambolage auf der A 57, bei der ein 19-Jähriger ums Leben kam und 13 weitere Personen schwer verletzt wurden. Ein noch Unbekannter hatte unter der Brücke gelagerte Kunststoffrohre angezündet. Der dichte Rauch nahm den Fahrern die Sicht — es kam zum Massen-Unfall.

„Die instabile Brücke wurde am Wochenende abgerissen. Ab Ostern wird der Verkehr zwischen Dormagen und dem Kreuz Neuss-Süd wieder fließen“, sagt Bernd Löchter vom Landesbetrieb Straßen-NRW. Bis dahin soll die Ersatzbrücke aus Stahl stehen.

Etwas mehr als 20 Kilometer lang ist die Strecke von Düsseldorf nach Dormagen mit dem Auto. „Wegen der Staus braucht man da aber weit über eine Stunde, jetzt viel weniger“, sagt Gudrun Schöne. Die 44-jährige fährt jeden Tag von Dormagen ins Büro an der Berliner Allee. „Als ich von dem Unfall gehört hatte, kam mir gleich die Idee mit der Fähre, die ich oft privat nutze.“

„Der Ansturm ist unglaublich, die Autofahrer wissen sich zu helfen. Nur einen Tag nach dem Unfall ging das schon los. Viele wollen die Fähre auch in Zukunft weiter nehmen“, sagt Ticketverkäufer Toni Mews.

Für Joachim Wiesner, der täglich zum Job nach Benrath muss, ist die Überfahrt nichts Neues. „Wenn ich von Stau höre, nehme ich immer die Fähre“, sagt der Pendler. „Außerdem sind Preis und stressfreie Fahrt auf dem Rhein unschlagbar, obwohl man sich darüber wegen des Unglücks nicht wirklich freuen kann“, sagt er. Ganz auf die Autobahn verzichten will er nicht: „Dafür fahre ich viel zu gerne Auto.“

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