Ehrenamt 80 Wächter passen auf die Schätze von St. Margareta auf

Düsseldorf · Das Engagement der Ehrenamtler für das Gerresheimer Gotteshaus ist bundesweit einmalig.

 Helmut Herder (86) passt als einer von 80 ehrenamtlichen Wächtern auf.

Helmut Herder (86) passt als einer von 80 ehrenamtlichen Wächtern auf.

Foto: Florian Jocham

Die wunderschöne St. Margareta – den Gerresheimern ist ihre Basilika heilig. Allen voran 80 Senioren, die tagtäglich auf sie und ihre Schätze aufpassen. Sie sind die ehrenamtlichen Wächter von St. Margareta. Und ein ganzer Stadtteil ist stolz auf sie und ihr Engagement, das deutschlandweit seinesgleichen sucht. Denn: Längst haben Diebe keine Skrupel mehr davor, sich etwa an Opferstöcken, oder Kirchenschätzen zu bereichern. Im Jahr verzeichnet NRW rund 2500 Diebstähle und Einbrüche in Gotteshäuser, wie der „Express“ berichtet.

Ein besonders attraktives Ziel stellt spätestens seit 2013 die romanische Basilika St. Margareta dar. In diesem Jahr wurde in der Kirche am Gerricusplatz die Schatzkammer eingeweiht. In dem Aufbewahrungsort befindet sich auch die Blutsreliquie: Ein Geschenk, das Kreuzritter Arnold von Eller 1319 dem Damenstift Gerresheim machte. Bei der Reliquie handelt es sich um Steinchen vom Berg Golgatha, die der Überlieferung nach mit dem Blut Christi getränkt sind. Die Reliquie befindet sich in einer filigranen gotischen Monstranz, die um 1420 geschaffen wurde.

Nicht zuletzt gilt es, dieses unbezahlbare Artefakt mit Argusaugen zu bewachen. Allerdings hatte es schon lange bevor die Blutsreliquie nach Gerresheim kam, Diebstähle in St. Margareta gegeben.

Deshalb gründeten sich vor 20 Jahren die Kirchenwächter. Eine Gemeinschaft aus Gerresheimer Rentnern, die von morgens, bis zur abendlichen Schließung der Kirche um 18 Uhr, ehrenamtlich in der Basilika aufpassen. Von Anfang an dabei: Gemeindemitglied Helmut Herder. „Während der Öffnungszeiten der Kirche ist immer einer von uns hier“, sagt der 86-Jährige, „wir wechseln uns stündlich ab.“

In Deutschland ist dieser Wachdienst einmalig

Dabei hat jeder so seine eigene Methode, um im Kirchenraum aufzupassen. Helmut Herder: „Manche setzen sich einfach auf eine Kirchenbank, beobachten still die Szenerie. Ich stehe lieber am Eingang und schaue, wer alles so das Gotteshaus betritt.“

Zweimal musste der Gerresheimer während seiner Tätigkeit als Kirchenwächter einschreiten: „Einmal wollte doch tatsächlich ein Mann die Blumen vom Altar klauen. Als ich eingeschritten bin, hat er schnell das Weite gesucht“, erzählt Helmut Herder. „Ein anderer wollte allerdings den Opferstock plündern. Da habe ich dann mit dem Handy die Polizei gerufen.“

Anfangs waren es nur eine handvoll Rentner, die in St. Margareta „patrouillierten“. Mit ansteigender Zahl der Vorfälle in den NRW-Kirchen meldeten sich aber auch immer mehr zum Wachdienst. Mittlerweile sind es sogar 80 Senioren.

In Deutschland ist das von der Anzahl her einmalig. Folge: Seit der Einführung der Kirchenwächter wurde in der Basilika nichts mehr gestohlen. Küster Peter Kempa sagt: „Dieses besondere Engagement kann man gar nicht hoch genug einschätzen.“

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