Düsseldorf-Heerdt 70-Jähriger von Auto zerquetscht - Autofahrerin droht eine Strafanzeige

Der Nissan war einfach losgerollt und hatte einen 70 Jahre alten Fifty-Fifty-Verkäufer getötet. Der Autofahrerin droht eine Strafanzeige.

Düsseldorf-Heerdt: 70-Jähriger von Auto zerquetscht - Autofahrerin droht eine Strafanzeige
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Als im Supermarkt die Lautsprecher-Durchsage kam, dass die Besitzerin eines Nissan Qashqai doch bitte zu ihrem Fahrzeug kommen solle, ahnte die 47-Jährige noch nicht, dass sich im Real-Parkhaus an der Schiessstraße in Heerdt ein tödliches Drama abgespielt hatte. Aus bislang unbekannter Ursache war der im zweiten Stock abgestellte Geländewagen losgerollt und hatte einen 70 Jahre alten Fifty-Fifty-Verkäufer erfasst. Der Mann starb noch an der Unfallstelle. Nun droht der Frau möglicherweise ein Strafverfahren wegen fahrlässiger Tötung.

Wie Polizeisprecherin Susanna Heusgen erklärte, sei die Ursache des Unfalls noch völlig unklar: „Wir haben das Fahrzeug sichergestellt und es wird untersucht.“ Nach den bisherigen Ermittlungen hatte die 47-Jährige den SUV in der zweiten Etage des Parkhauses abgestellt. Während sie beim Einkauf war, setzte sich das Auto von allein in Bewegung und rollte eine Rampe hinab.

In der ersten Etage befand sich der 70-Jährige, der bei Real schon länger seine Obdachlosenzeitung verkaufte. Er wurde von dem Fahrzeug erfasst und offenbar gegen die Wand gedrückt. Und zwar so heftig, dass der Mann noch an der Unfallstelle seinen Verletzungen erlag. Drei Frauen hatten noch vergeblich versucht, dem Senior zu helfen. Sie erlitten ebenso wie die 47-Jährige einen Schock und wurden von einem Seelsorger betreut.

Das Opfer, das alle nur als Josif kannten, war vor sechs Jahren aus Rumänien nach Deutschland gekommen. „Er war dort früher Baustellenleiter, dann starb seine Frau“,weiß Streetworker Oliver Ongaro, der den 70-Jährigen betreute: „Ein netter, zurückhaltender Mann, der zuletzt in Abbruchhäusern oder der Notschlafstelle übernachtete.“ Die Staatsanwaltschaft hat angeordnet, dass die Leiche obduziert wird.

Der Nissan wurde unmittelbar nach dem Unglück von einem Abschleppwagen aus dem Parkhaus gebracht. Warum sich der Wagen selbstständig gemacht und ob die Besitzerin möglicherweise die Handbremse nicht angezogen hat, dazu wollte die Polizei nichts sagen. Susanna Heusgen: „Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen.“

„Das ist ein sehr ungewöhnlicher Fall“, stellt Joachim Müller, Fachanwalt für Verkehrsrecht, fest. Man müsse nun abwarten, bis die Unfallursache feststeht: „Dabei kommt es vor allem darauf an, ob man der Frau ein schuldhaftes Verhalten nachweisen kann. Das wäre zum Bespiel der Fall, wenn sie die Handbremse nicht angezogen hat.“

Etwas völlig anderes sei es, wenn festgestellt werde, dass es sich um ein technisches Problem handele. Ein Versagen der Automatik als Ursache scheidet übrigens aus, weil es sich bei dem Nissan um ein Modell mit Schaltgetriebe handelt. Sollte es zu einem Strafverfahren kommen, könnte der Autobesitzerin eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung drohen. Joachim Müller: „Der Fall hat aber besondere Umstände, da kam vieles zusammen.“ In jedem Fall müsste die Frau aber wegen der geringen Schuld mit einer Bewährungsstrafe rechnen, ist der Rechtsanwalt überzeugt.

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