Düsseldorf : 56 minderjährige Flüchtlinge sind einfach verschwunden
Jugendamtsleiter Horn betont, dahinter müsse sich nichts Schlimmes verbergen. Aktuell leben 453 unbegleitete Jugendliche in Düsseldorf.
Düsseldorf. In Düsseldorf leben aktuell 453 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge, die Stadt rechnet mit einem wachsenden Bedarf an Unterkunftsplätzen und will ihr Angebot auf mindestens 550 Plätze ausbauen. Das teilte Jugendamtsleiter Johannes Horn am Dienstag im Fachausschuss mit. Das Gros der jungen Flüchtlinge sei 14 bis 16 Jahre alt, die Zahl der unbegleiteten Kinder ist sehr gering.
Der Zustrom der minderjährigen Flüchtlinge ohne Eltern ist 2016 geringer geworden: Im Januar kamen noch 52 nach Düsseldorf, im März waren es nur noch 19. Bei den Herkunftsländern liegt Afghanistan weit vorne — obwohl die Bleibeperspektive für Afghanen nicht sehr gut ist. Dahinter rangieren Syrien, Guinea, Marokko, Algerien und Irak.
Aufgeschreckt durch die jüngsten Nachrichten, wonach in Deutschland mehr als 5800 Flüchtlingskinder einfach verschwunden sind, fragten die Grünen nach der Lage in Düsseldorf. Horn räumte ein, dass das Jugendamt derzeit in 56 Fällen im Dunkeln tappe, allerdings sei darunter niemand unter 14 Jahren: „Dennoch ist uns dabei auch unwohl, allerdings muss hinter einem Verschwinden nichts Schlimmes stecken“, sagt der Jugendamtsleiter und verwies darauf, dass sich manche Jugendliche einfach selbstständig eine Aufenthaltslösung suchten, etwa bei Familienangehörigen, die schon in Deutschland lebten.
Weil zudem einige Jugendliche zwei, drei Namen und verschiedene Alter angegeben hätten, hänge viel von einer korrekten Registrierung ab. Im Zweifelsfall werde eine Altersangabe von Fachleuten überprüft.
Bei der Inobhutnahme von Minderjährigen hält die Stadt derzeit 144 Plätze vor, 70 davon im ehemaligen Altenheim an der Ludwig-Beck-Straße. Eigentlich sollten die Jugendliche dort nur bis zu acht Wochen bleiben, bevor sie etwa in Wohngruppen weitervermittelt werden, tatsächlich blieben viele aber länger in Mörsenbroich. Generell werde man das Angebot bei der Sprachförderung, Schul- und Berufsvorbereitung, aber auch bei Sport, Kultur und Freizeitgestaltung verbessern, versprach Horn. Im Februar waren Missbrauchsfälle im übervollen Kinderhilfezentrum an der Eulerstraße bekannt geworden.