36 Kitas blieben geschlossen – Erzieher gingen auf die Straße

Mehrere hundert Erzieher zogen am Montag durch die Innenstadt. Sie wollen nicht etwa mehr Geld, sondern mehr Schutz für ihre Gesundheit.

Düsseldorf. Langsam schiebt sich die trillerpfeifende Menge aus mehreren hundert Erziehern am Montag Vormittag über die Graf-Adolf-Straße. Spruchbänder wie "Wir sind die Zukunft" tragen die Frauen und Männer vor sich her durch die Innenstadt. Viele Kitas blieben am Düsseldorf wieder zu, die Mitarbeiter gingen auf die Straße.

"Ich bin noch jung und habe jetzt schon Rückenschmerzen", sagt Erzieherin Esma Jaroui. In ihrer Gruppe der Kita Stahlwerkstraße betreut sie inzwischen neun unter dreijährige Kinder.

Treppen für die Wickelkommode oder niedrigere Betten würden für sie die körperliche Belastung reduzieren - doch bisher sei da nicht viel getan worden. "Ich werde es so nicht schaffen, diesen Job bis zum Rentenalter zu machen", sagt auch Jonathan Noé, Erzieher in der Kita Ingeborg-Bachmann-Straße. Um mehr Geld gehe es bei Streik und Demo nicht.

Aber nicht nur die körperliche, auch die Arbeitsbelastung habe zugenommen, sagt Ivonne Löhr aus der Kita Pirolstraße. "Eine Kollegin ist schwanger und wurde ins Amt versetzt - eine Vertretung bekommen wir nicht."

Eine andere Erzieherin berichtet sogar von 22 Monaten der Unterbesetzung in ihrer Einrichtung - Kollegen seien dort etwa wegen Bandscheibenschäden ausgefallen und würden nicht ersetzt werden. "Unsere Eltern haben uns für die Demo viel Glück gewünscht", sagt Erzieherin Gabi Keller. Dass etwas passieren müsse, sei auch ihnen klar.

Dabei ist der Streik gerade für die berufstätigen Eltern ein Kraftakt. Am Montag blieben 36 städtische Kindertagesstätten geschlossen, in 15 weiteren gab es nur einen Notdienst. 2.500 Kinder waren betroffen. Schwerpunkt der Streiks war wie schon am Freitag der Stadtsüden und das Linksrheinische.

Im Norden waren wiederum sämtliche Einrichtungen geöffnet. Die Stadtspitze wollte gestern mit Verdi über eine mögliche Einschränkung des Streiks in Düsseldorf verhandeln - allerdings ohne Ergebnis. Laut Jugendamt wollen beide Seiten aber im Gespräch bleiben.

Am Dienstag wird der Streik fortgesetzt, das Jugendamt rechnet mindestens auch noch mit dem nächsten Montag.

Durch Vereinbarungen mit privaten und den Kitas freier Träger (wie Kirchen, Awo) bietet die Stadt wiederum Notplätze für Kinder an, die nicht anderweitig untergebracht werden können. Eltern wenden sich an die Hotline beim I-Punkt-Familie unter Telefon 89-98870.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort