325 Einsätze: Feuerwehr muss immer mehr Tiere retten

Tierschutz: Die Zahlen steigen deutlich an – die Kosten tragen die Steuerzahler. Vor allem Exoten machen den Rettern viel Arbeit.

Düsseldorf. Eigentlich sollen die Höhenretter der Feuerwehr Menschen in ungewöhnlichen Not-Situationen helfen. Oder Gefahren entschärfen - so wie am vorigen Freitag, als am Hochhaus Gap 15 ein Fensterelement auf die Straße zu fallen drohte. Am Montagabend jedoch waren sie in Eller unterwegs, um eine schwarz-weiße Katze von einer Kastanie zu retten. Gegen 19.20Uhr maunzte das Tier in 15 Metern Höhe so laut, dass die Anwohner aufmerksam wurden. Mit Seilen und einer Leiter befreiten die Feuerwehrmänner die Katze und brachten sie ins Tierheim.

Immer öfter absolviert die Düsseldorfer Feuerwehr solche Einsätze. 341 Tierrettungen gab es im gesamten Vorjahr, 2009 sind es bisher schon 325 Fälle. "Es wird in diesem Jahr deutlich mehr werden als 2008", prognostiziert deshalb Feuerwehrsprecher Hans-Jochen Hermes. Zumal noch der Winter bevorsteht, wo erfahrungsgemäß die Einsatzkräfte oft gerufen werden, weil ein Schwan vermeintlich auf einem Teich festgefroren ist. Hermes: "Dabei können sie definitiv nicht einfrieren."

Besonders stark nehmen die Einsätze zu, bei denen es um exotische Tiere geht. "Das ist eben ein Trend", sagt Hermes. Der Reptilienexperte der Wehr, Michael Harzbecker, hat inzwischen ein Team von Kollegen für die Exoten-Einsätze ausgebildet. So ist auch der brasilianische Laubfrosch, der im Dezember 2007 in einer Ananaskiste einreiste und in ganz Deutschland durch die Medien ging, bei einem Düsseldorfer Feuerwehrmann untergekommen.

Die meisten Reptilien werden aber dem Aquazoo übergeben. "Wir bestimmen die genaue Art und versuchen sie dann an einen anderen Zoo weiterzugeben oder hier einen Platz zu finden", sagt Sandra Honigs, Kuratorin im Aquazoo. Typische Fälle seien Schildkröten in öffentlichen Teichen und Schlangen im Garten. "Solche Anrufe bekomme ich fast jede Woche", berichtet die 35-Jährige.

Die Kosten, die der Feuerwehr entstehen, tragen die Steuerzahler. Weil es meist sehr schwierig ist, den Tierhaltern - so sie überhaupt zu ermitteln sind - ein Fehlverhalten nachzuweisen, verzichtet man auf den Versuch, das Geld wieder einzutreiben. Die Kosten je Einsatz liegen bei rund 25 Euro für das Fahrzeug, dazu kommt die Arbeitszeit der Wehrleute.

Die Feuerwehr ist freilich nur im Einsatz, wenn sich Tiere in einer akuten Notsituation befinden. So wie im Juli ein Eichhörnchen, das im Loch eines Gullydeckels feststeckte. Mit einer Portion Speiseöl wurde es befreit.

Ist die Situation nicht so akut, kommt die Tierrettung des Tierschutzvereins zum Einsatz. Etwa gestern Morgen: Da fiel Justizwachtmeister Michael Hintzen (43) ein kleiner schwarz-weißer Hund auf, der am Geländer des Richterparkplatzes an der Neubrückstraße angebunden war. Über Stunden kümmerte sich niemand um das Tier, offenbar war der Terrier-Mix ausgesetzt worden. Hintzen alarmierte die Tierrettung.

Zu rund solcher 1000Einsätze rücken die Tierretter jedes Jahr aus. "Meist werden wir wegen ausgesetzter Hunde, zugelaufener Katzen und entflohener Vögel gerufen", sagt Frank Gassmann vom Tierheim. Dort stranden die ausgesetzten Tiere schließlich. Ist kein Halter mehr zu finden, trägt die Stadt die Kosten für Bergung und Versorgung - rund 328000 Euro jedes Jahr.

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