260 000 Türken dürfen im Dome wählen

Erstmalig können Türken in Deutschland ihre Stimme für ihr Vaterland abgeben. Der Dome ist bis Sonntag ein Wahllokal.

260 000 Türken dürfen im Dome wählen
Foto: Michaelis

Düsseldorf. Der Weg zu den Wahlurnen im Rather Dome ist mit rot-weißem Flatterband markiert. Dort, wo sonst Eishockeyspiele und Konzerte stattfinden, können Türken seit Donnerstag zum ersten Mal in Deutschland ihre Stimme für ihr Vaterland abgeben.

Bis Sonntag ist der Dome eins der sieben bundesweiten Wahllokale. 260 000 Türken sind in der Region Düsseldorf wahlberechtigt. Sie sind unter anderem aus Städten wie Krefeld, Wuppertal, Oberhausen und Mönchengladbach angereist, um hier ihre Stimme abzugeben.

„Wir sind glücklich, dass wir nun von hier aus mitbestimmen können“, sagt Neriman Tasin beim Verlassen des Wahllokals. „Die jetzige Regierung gefällt uns nicht und wir wollen etwas ändern.“ Sie lebt in der zweiten Generation in Deutschland. Auch für ihren Sohn Onur (25) und ihre Tochter Ebru Tasin (20) war es keine Frage, ob sie die Chance nutzen oder nicht. „Politisches Engagement ist wichtig, da wir in unserem Heimatland etwas bewirken wollen. Wir haben auch noch sehr viele Verwandte dort“, sagt Ebru Tasin.

Für die 27-jährige Sewahat Karis bedeutet es viel, nun Einfluss nehmen zu können: „Das ist wirklich schön. Es wäre sonst für mich nicht möglich, meine Stimme abzugeben.“

Dass die Kurden im Parlament mehr Anerkennung bekommen, möchte Cigdem Irmak. „Viele Kurden geben heute ihre Stimme ab, um ihren Standpunkt zu verbessern. „Es ist das erste Mal, dass ein kurdischer Abgeordneter zur Wahl steht“, sagt die 27-Jährige.

Der türkische Generalkonsul Alattin Temür hält die Möglichkeit der Stimmabgabe in Deutschland für einen großen Schritt nach vorne: „Die türkische Gemeinde kann nun politische Vorgänge beeinflussen, ohne dafür extra in die Türkei reisen zu müssen.“

Er glaube daran, dass es die Wahlbeteiligung erhöhen werde. Doch da aufgrund der Urlaubszeit im Moment viele in der Türkei seien, werde die Wahlbeteiligung wahrscheinlich die 50 Prozent-Marke nicht übersteigen.

Um seine Stimme abgeben zu können, mussten die Wähler per Internet einen Termin machen. „Sie konnten sich einen der vier Tage aussuchen. Diejenigen, die das nicht gemacht haben, wurden automatisch einem Termin zugeteilt“, sagt Alattin Temür. Nur so könne der Andrang kontrolliert werden.

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