1. Mai traditionell – das gibt’s auch hier

Die alten Traditionen kommen langsam zurück nach Düsseldorf, sagt Hobby-Historiker Thomas Bernhardt. Er erklärt die Bräuche.

Düsseldorf. Oldie-Songs im Bilker Bürgerhaus, Elektro-Beats in der Tonhalle - in ganz Düsseldorf wird Donnerstagabend in den Mai gefeiert. Doch die Partys, bei denen DJs und Bands die Tanzflächen zum Kochen bringen, haben nur noch wenig mit den Ursprung des Maifestes zu tun, weiß Thomas Bernhardt, Leiter der Düsseldorfer Geschichtswerkstatt. Und: Kaum einer der Tanzwütigen sei sich bewusst, was hinter der Tradition steckt. "Groove in den Mai, Rock in den Mai - so heißen die Maitanzveranstaltungen in Großstädten wie Düsseldorf häufig. Sie sind lediglich moderne Nachfolger der uralten Brauchtümer in den Dörfern", sagt Bernhardt.

Der Hobby-Historiker erklärt, was es mit den Mai-Bräuchen auf sich hat: "Das Fest zum ersten Mai stammt aus germanischer Urzeit. Damals stellten die Menschen so genannte Maien, das sind geschmückte Birkenbäume, in ihren Dörfern auf, tanzten um sie herum und sangen. Sie sollten den Beginn des Frühlings, die blühende und sprießende Natur anzeigen und neue Energie bringen." Oft klauten sich die Dorfbewohner ihre Maibäume gegenseitig, um Schande über die Nachbargemeinde zu bringen.

Nicht nur das: In der Mainacht sollten die jungen Männer und Frauen sich näherkommen, um den Nachwuchs der Dorfgemeinschaft zu sichern. "Die Männer warben um ihre Angebeteten, indem sie ihnen Zweige vors Haus legten. In einigen Dörfern sagte die Art des Baumes etwas über die Frau aus.

Die Birke symbolisiert Liebe, ein Kirschzweig warnte andere Verehrer: Achtung, hier wohnt ein Klatschweib! Weißdorn zeigte an: Diese Frau sucht dringend einen Mann", erzählt Bernhardt. Teilweise seien die jungen Mädchen von ihren Vätern als "Mailehen" gar an die Männer versteigert worden - ein spielerischer Maibrauch mit ernstem Hintergrund, wie Bernhardt erläutert.

Noch heute sei das so genannte Maienstecken am Haus der Liebsten ein beliebter Brauch bei jungen Männern - allerdings eher in ländlicheren Gegenden. Dort werden ebenfalls noch immer aus Spaß Maien aus dem Nachbarort geklaut. "In Düsseldorf ist das nicht so häufig", sagt Bernhardt.

Trotzdem: Stellenweise komme die alte Tradition auch in die Landeshauptstadt zurück. "Manche Kneipen in der Innenstadt stellen Birkenzweige am Eingang auf", sagt Bernhardt.

In den ländlichen Stadtteilen sorgen die Bürger- und Heimatvereine dafür, dass Mai-Bräuche nicht in Vergessenheit geraten. Der Allgemeine Bürgerverein Urdenbach macht bei seiner Tanzveranstaltung im Ort um Mitternacht die Musik aus, um gemeinsam "Der Mai ist gekommen" zu singen.

Der Bürger- und Heimatverein Volmerswerth lädt ab 18 Uhr zu einem Maibaumfest ein. Auf den Rheinwiesen am Volmerswerther Deich, vor dem Bootshaus Bottker, errichten die Mitglieder einen Maien wie in guten alten Zeiten. Außerdem ernennen sie eine Frau aus dem Ort zur Maikönigin. "Bei den ursprünglichen Festen versammelte sich das ganze Dorf. Das ist auch bei uns ein Ziel", verrät Vereinsschriftführer Theo Hilger.

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